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Aktuell Halloween

Vom Hobby zum Besuchermagnet: Das Biberacher Gruselhaus lockt 10.000 Menschen an

Wolfram König und seine Frau lieben Halloween – so sehr, dass sie einmal im Jahr ihren Vorgarten in ein Spektakel verwandeln. Dass das Hobby des Hausherren einmal solche Dimensionen annehmen würde, damit haben sie nicht gerechnet.

Licht und Nebel umhüllen die gruseligen Figuren im Garten der Familie König. Tausende Kinder und Erwachsene kommen jedes Jahr vo
Licht und Nebel umhüllen die gruseligen Figuren im Garten der Familie König. Tausende Kinder und Erwachsene kommen jedes Jahr vorbei, um das Spukschloss zu bestaunen und sich erschrecken zu lassen. Foto: Tschepljakow/dpa
Licht und Nebel umhüllen die gruseligen Figuren im Garten der Familie König. Tausende Kinder und Erwachsene kommen jedes Jahr vorbei, um das Spukschloss zu bestaunen und sich erschrecken zu lassen.
Foto: Tschepljakow/dpa

BIBERACH AN DER RISS. Wer denkt, Halloween sei nur Kürbislichter und ein paar gruselige Geister, sollte einen Abstecher nach Biberach an der Riss wagen. Dort haben Wolfram König (42) und seine Frau Kim (39) in den vergangenen Jahren aus ihrem Zuhause – dem »Bachlanger Schlössle«, wie sie es nennen – ein Halloween-Erlebnis der Extraklasse geschaffen. Rund um den 31. Oktober zieht ihr privates Spukhaus mittlerweile bis zu 10.000 Besucherinnen und Besucher von nah und fern an. Dabei habe alles ganz harmlos begonnen, erzählt der Familienvater: »Mit Kürbisse schnitzen und einer kleinen Halloweenparty.«

Aus diesem bescheidenen Anfang entwickelte sich im Laufe der Jahre ein echtes Großprojekt. Heute veranstaltet die Familie König ihr Gruselfest bereits seit 17 Jahren in immer größerem Stil – seit zehn Jahren auch für die Öffentlichkeit. Denn als die Dekorationen und Mühen rund um ihr Haus mit jedem Jahr immer größer und auffälliger wurden, »da hat uns eine Nachbarin bei der Presse angeschwärzt«, erzählt Wolfram König und lacht. »Die kamen vorbei und meinten einfach nur: Supergeil«.

Das Gruselhaus der Familie König bei Tag.
Das Gruselhaus der Familie König bei Tag. Foto: Tschepljakow/dpa
Das Gruselhaus der Familie König bei Tag.
Foto: Tschepljakow/dpa

»Es ist wie bei einem Sammler«, so König, der als Mechatroniker bei Liebherr arbeitet, weiter. »Und ich sammle eben Animatronics (bewegliche Figuren oder Objekte, die mit Motoren, Hydraulik oder Pneumatik gesteuert werden, Anm. d. Red).« Das private »Schlössle« gleicht Ende Oktober einem Filmset. Überall Nebelschwaden, flackernde Lichter, Skelette, heulende Gestalten – und jedes Jahr wählt König ein neues Motto. Dieses Mal heißt es »The Last Kingdom«, also »Das letzte Königreich«. Und das sieht laut dem 42-Jährigen so aus: »Überall laufen Wikinger herum, Ritter, kopflose Reiter, Elfen, Feen, Trolle – alles, was man sich so bei Fantasy-Filmen vorstellt. Ich selbst habe einen Kojoten auf dem Kopf.« Die aufwendigen Kostüme bastelt der Horrorfan größtenteils selbst.

Die Planungs- und Aufbauphase beginnt jedes Jahr im Mai. Seitdem wird gesägt, geschraubt, bemalt und verkabelt. »Wenn ich etwas dekoriere, dann mache ich es immer mit Herzblut. Wenn ich mal an einem Tag keine Lust habe, lasse ich es lieber und mache es ein paar Tage später. Ich muss das Halloween fühlen – sonst wird das nicht so, wie ich es gerne hätte«, sagt der Hausherr. Etliche Figuren hat König selbst gebaut. So wird das Gelände rund ums Haus zur Kulisse einer mittelalterlichen Fantasy-Welt mit Hexenküche, Thronraum und Gruselpfad.

"Wenn jemand zum Beispiel einmal oder zweimal pro Woche Tennis spielt, gibt er dafür sein Geld aus. Warum also nicht einmal im Jahr für Halloween?""

Eine »Hexe« – Königs Schwiegermutter – verteilt Süßigkeiten, ein Feuerspucker sorgt für große Augen, und fünf bis sechs Erschrecker mischen sich unter die Menge. »Wir haben sogar Schichtpläne«, verrät König. Insgesamt zählt das Team inzwischen 25 bis 30 freiwillige Helfer – die meisten aus dem Freundes- oder Familienkreis. Doch auch von außerhalb melden sich immer wieder Leute, die als Erschrecker mitwirken wollen. Für so viele Besucher ein Event auf die Beine zu stellen, sei eine große Herausforderung, »aber wir machen es mit Freude«, so Wolfram König.

Dass aus dem privaten Halloween-Haus inzwischen ein Großevent geworden ist, zeigt sich nicht nur an den langen Besucherschlangen oder der aufwendigen Dekoration, sondern auch an den laufenden Kosten. Die managt die Familie auf eigene Faust. »Ich höre den Stromzähler zwar surren«, sagt der sechsfache Familienpapa, »aber das ist mir Latte«. Schätzungsweise 400 bis 500 Euro für fünf Öffnungstage gehen für die elektrische Versorgung drauf. »Das hält sich noch im Rahmen«, findet der Gruselfan. Gelassen fügt er hinzu: »Wenn jemand zum Beispiel einmal oder zweimal pro Woche Tennis spielt, gibt er dafür sein Geld aus. Warum also nicht einmal im Jahr für Halloween?«

Wolfram König ist in diesem Jahr als dänischer Krieger verkleidet.
Wolfram König ist in diesem Jahr als dänischer Krieger verkleidet. Foto: Foto: Privat
Wolfram König ist in diesem Jahr als dänischer Krieger verkleidet.
Foto: Foto: Privat

Die größten Ausgaben entstehen allerdings nicht durch Dekorationen oder Strom, sondern durch die organisatorischen Auflagen, die die Stadt Biberach mittlerweile erhebt: Schilder müssen gestellt, Parkplätze ausgewiesen, Sicherheitsfirmen engagiert, Genehmigungen eingeholt und Versicherungen abgeschlossen werden. Insgesamt summieren sich die privaten Kosten für fünf Öffnungstage auf etwa 3.000 Euro. Einen Teil der Ausgaben kann die Familie dabei durch den Verkauf von Speisen und Getränken sowie durch Spenden der Besucher wieder ausgleichen.

Die Königs verlangen keinen Eintritt für ihre Halloween-Attraktion – und das soll auch so bleiben. Dafür nennen sie einen einfachen Grund: »Jeder soll sich das anschauen können. Wenn die Menschen kommen und sich ehrlich über das freuen, was wir hier erschaffen haben, ist das viel mehr wert als Geld«, sagt der Hausherr. Trotz der hohen Kosten spendet die Familie jedes Jahr einen Betrag an die Radio 7 Drachenkinder. »Das ist eine Organisation hier im Landkreis. Die sammeln für kranke, behinderte oder traumatisierte Kinder«, erklärt Kim König.

»Das muss man einfach erlebt haben«

Wie es in Zukunft mit dem Event weitergeht, ist laut Wolfram König noch unklar. »Das hängt von den Vorschriften ab«. Bleiben die Auflagen der Stadt im nächsten Jahr gleich, können Besucher das gespenstische »Bachlanger Schlössle« ein weiteres Mal erleben. Bei noch strengeren Regelungen könnte das Event in dieser Form jedoch enden. Denn »irgendwann muss auch Schluss sein«, sagt König. Seine Hoffnung ruht aber auf einem Sponsor, der zumindest einen Teil der Kosten – etwa für die Beschilderung – übernimmt.

Für spontane Köpfe gibt es in diesem Jahr noch die Gelegenheit, das mit viel Herz – und Kunstblut selbst gestaltete Halloween-Haus in der Friedrich-Ebert-Straße 6 in 88400 Biberach live zu erleben. Am heutigen Freitag lädt die Familie König mitsamt Team von 18 bis 22 Uhr zum Gruseln und Staunen ein. »Das muss man einfach erlebt haben«, so der Familienpapa. (GEA/dpa)