Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart geht die angepeilte Rückkehr in die Fußball-Bundesliga mit Claus Vogt als neuem Präsidenten an. Auch dank der diesmal funktionierenden Technik setzte sich der 50 Jahre alte Unternehmer auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Sonntag gegen seinen Konkurrenten Christian Riethmüller durch. 64,83 Prozent an Ja-Stimmen entfielen bei der Wahl auf Vogt und damit mehr als auf Riethmüller (52,69). Die Mitglieder konnten jeweils für beide Kandidaten mit ja oder nein stimmen - oder sich enthalten.
»Ich glaube, dass ich mir selbst noch gar nicht bewusst bin, was das heißt«, sagte der Familienvater nach der Versammlung. »Fragen Sie mich morgen noch mal oder vielleicht in einem halben Jahr.« Er wisse auch noch nicht, ob er zum Auswärtsspiel am Montagabend (20.30 Uhr/Sky) beim SV Darmstadt 98 reisen wird. Sicher ist dagegen, dass der Chef eines Böblinger Unternehmens seine neue Aufgabe zunächst zwar ehrenamtlich, aber zumindest am Anfang auch in Vollzeit ausüben wird.
Seine Amtszeit läuft jedoch erst mal nur bis zur nächsten Mitgliederversammlung im Herbst 2020. Eine Neuwahl war nötig geworden, da der frühere Präsident Wolfgang Dietrich im vergangenen Sommer nach der wegen einer WLAN-Panne abgebrochenen Mitgliederversammlung zurückgetreten war. Im Vergleich zur damals chaotischen Veranstaltung gelang es dem VfB diesmal, seine Mitgliederversammlung ohne jegliche Komplikationen und überraschend geräuschlos zu beenden.
Gleich zu Beginn hatte sich der Zweitligist am Sonntag gegen einen möglichen erneuten technischen Ausfall gewappnet. 94,28 Prozent der anwesenden Mitglieder stimmten für eine entsprechende Satzungsänderung, wonach VfB-Mitgliederversammlungen nun auch dann beschlussfähig sind, wenn das elektronische Abstimmungssystem ausfällt. Es kann damit also auch wieder per Handzeichen abgestimmt werden. Geht es nach Vogt, sollen die Schwaben künftig auch nicht mehr mit peinlichen Pannen, sondern mit der Rückkehr in die Bundesliga auf sich aufmerksam machen.
Dafür braucht der VfB aus Sicht seines neuen Präsidenten allerdings nicht zwingend einen zweiten Investor. »Wenn wir keine Geldprobleme haben, dann brauchen wir vielleicht zum jetzigen Zeitpunkt keinen zweiten Investor«, sagte Vogt etwas überraschend. Die Stuttgarter suchen seit langem einen zweiten Geldgeber neben der Daimler AG, waren bei ihrer mehrfach verlängerten Suche bisher jedoch erfolglos.
Trotzdem kündigte Vorstandschef Thomas Hitzlsperger an, dass er unabhängig davon demnächst ein neues Clubzentrum bauen lassen will. »Mittelfristig brauchen wir ein Clubzentrum, das den Ansprüchen des heutigen Profifußballs Rechnung trägt«, sagte der 37-Jährige. »Unser Clubzentrum ist fast 40 Jahre alt, und man merkt es ihm an.« Das dürfte auch im Sinne von Vogt sein, der am Montag sein neues Büro dort beziehen wird - und der auch über die nächste Mitgliederversammlung im Herbst hinaus Präsident seines Vereins bleiben möchte. Zumindest bis dahin arbeitet er im Präsidium mit Bernd Gaiser und Rainer Mutschler, der als zweiter Vize ins Gremium gewählt wurde.