Der herbe Rückschlag am Mittwoch in der Champions League hat natürlich auch Sebastian Hoeneß noch eine Weile beschäftigt. Doch zwei Tage nach dem 1:5 bei Roter Stern Belgrad wollte der Trainer des VfB Stuttgart darin keine grundlegenden Krisensymptome beim Fußball-Vizemeister erkennen. Für den schwachen Auftritt in Serbien gebe es keine Ausreden. »Aber diese Spiele gibt es, das haben alle Mannschaften mal«, meinte der 42-Jährige. »Wir müssen da aufpassen, dass wir das nicht zu groß werden lassen.« Es gelte, nach vorn zu schauen.
Dennoch hat der VfB vor dem Bundesliga-Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Werder Bremen einige Probleme, die ihn in dieser Saison schon länger beschäftigen - und die auch in Belgrad offensichtlich wurden. Neben der Verletztenmisere geht es dabei nicht nur um die manchmal fehlende Torgefahr und mangelnde Konzentration, sondern auch um die einmal mehr wackelige Defensive.
»Zentrales Thema« Defensive
Als »zentrales Thema« bezeichnete es Hoeneß daher, in der Defensive stabiler zu werden und die Zahl der Gegentore zu reduzieren. »Wir müssen auch daran arbeiten, die Dinge mal individuell weg zu verteidigen.« Denn in der Bundesliga hat der VfB bereits 19 Treffer in elf Spielen kassiert, in der Königsklasse sind es bis jetzt schon elf in fünf Partien. Seiner Mannschaft will Hoeneß daher raten, bei eigenem Ballbesitz künftig mehr auf die defensive Absicherung zu achten.
Dennoch werfen der Auftritt in Belgrad und der bisherige Verlauf in der Bundesliga die Frage auf, ob die Stuttgarter nach der herausragenden Vorsaison wirklich die Qualität haben, sich zumindest wieder für einen Platz im Europapokal zu qualifizieren. Hoeneß warnte davor, die Probleme überzubewerten.
»Wir sind in der Bundesliga in der Position, in der wir sein wollten - wohl wissend, dass es ein paar Punkte mehr sein könnten. Und wir haben am Dienstag die Möglichkeit, im Pokal zu überwintern.« Dann tritt der Tabellenneunte im Achtelfinale bei Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg (18.00 Uhr/Sky) an. Zudem sehe er in der Champions League trotz bisher nur vier Punkten immer noch die Chance, in die K.o.-Runde einzuziehen, meinte Hoeneß.
Ausfälle in der Offensive - Chance für Woltemade?
Die Frage, ob nun in Bremen der 7,5 Millionen Euro teure, aber zunächst lange angeschlagene Neuzugang Ameen Al-Dakhil dazu beitragen könnte, neben Abwehrchef Jeff Chabot die Innenverteidigung zu stabilisieren, hat sich schon unter der Woche erledigt. Der Belgier ist genauso erkrankt wie Außenstürmer Justin Diehl.
Weil im Angriff neben Deniz Undav und dem Langzeitverletzten El Bilal Touré auch Undavs Nationalelf-Kollege Jamie Leweling wegen einer Oberschenkelverletzung weiterhin ausfällt, wird möglicherweise Nick Woltemade nach dem 2:0 gegen den VfL Bochum erneut eine Chance in der Startelf erhalten.
Der im Sommer von Gegner Werder geholte Woltemade sei durch sein »sportliches Profil super interessant« und könnte an der Weser gegen seinen Ex-Club eine Rolle spielen, meinte Hoeneß. Er müsse sich zwar noch in manchen Punkten verbessern, habe aber großes Potenzial. »Ich bin überzeugt, dass er ein Spieler ist, der für den VfB in der Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen wird.«
Die Mannschaft ist jedenfalls gut beraten, gegen den Tabellenzwölften Bremen »gut in diesen letzten Bundesliga-Block im Jahr zu starten«, forderte Hoeneß. Sportvorstand Fabian Wohlgemuth sagte bereits nach der Niederlage in Belgrad: »Es geht darum, schon in Bremen ein anderes Gesicht zu zeigen.«
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