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Versandhändler Klingel stellt Ende Januar Betrieb ein

Ausgerechnet im 100. Jahr nach seiner Gründung hat der Versandhändler Klingel ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angemeldet. Doch die Suche nach einem Investor verlief erfolglos. Das hat nun Konsequenzen für Mitarbeitende und Kundschaft.

Bis Ende Januar können Kundinnen und Kunden noch bei Klingel bestellen - dann stellt der insolvente Versandhändler den Betrieb ein. Es sei kein Investor für die Gruppe gefunden worden, teilte das Unternehmen am Montag in Pforzheim mit.

Die mehr als 1300 verbliebenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der K - Mail Order GmbH & Co. KG seien zuvor über die Entscheidung des Gläubigerausschusses informiert worden. Die Verantwortlichen hätten in den vergangenen Tagen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geführt und einen Sozialplan sowie Interessenausgleich abgeschlossen. »Diese Entscheidung ist uns allen nicht leichtgefallen, aber es gibt leider keine Alternative«, erklärte die Geschäftsführung.

Im 100. Jahr nach seiner Gründung hatte der vor allem für Mode bekannte Versandhändler im Mai ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angemeldet. Als Gründe für das Sanierungsverfahren wurden unter anderem die deutliche Konsumzurückhaltung seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine, erheblich gestiegene Kosten etwa für Katalogproduktion und -versand sowie eine notwendige Umstellung der IT-Systeme im zweiten Halbjahr 2022 genannt.

Damals gab man sich allerdings noch optimistisch: Gerade die Digitalisierung beispielsweise im Vertrieb und beim Marketing sowie der Fokus auf den Online-Handel sollten bei der Sanierung helfen.

Doch angesichts der schwierigen Branchen- und Unternehmenssituation sei kein Interessent bereit, in die Unternehmensgruppe als Ganzes zu investieren und diese auf Basis der Sanierungskonzepte fortzuführen, hieß es nun. Es gebe nur einige Interessenten für einzelne Marken und Onlineshops der Klingel-Gruppe. Hierzu liefen Gespräche über den Kauf etwa von Markenrechten, Onlineshops und Kundenlisten. »Einen Betriebsübergang wird es dabei nicht geben«, teilte Klingel mit.

Kundinnen und Kunden könnten aber weiter bestellen und sollen ihre Waren erhalten. »Auch die Abwicklung von Retouren sowie alle sonstigen Serviceleistungen sind bis ins Frühjahr 2024 sichergestellt«, hieß es weiter. Lieferanten und Dienstleister würden im dem Eigenverwaltungsverfahren weiterhin bezahlt.

Zu den Marken der Firmengruppe zählen Klingel, Wenz und Mona für Damenmode, die Männerbekleidungsmarke Babista, der Schmuckanbieter Diemer, die Plus-Size-Modeanbieter Happysize, Miamoda und Meyermode sowie der Schuh-Versender Vamos und die Gesundheitsmarke Wellsana.

Das am 1. August vom Amtsgericht Karlsruhe eröffnete Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung laufe unterdessen weiter.

Nicht betroffen von der Entscheidung sei die Schneider GmbH & Co. KG. Diese Gesellschaft sei ebenfalls in einem Eigenverwaltungsverfahren. Hier liefen Gespräche mit möglichen Investoren zum Erhalt. Weitere Gesellschaften der Firmengruppe im In- und Ausland beschäftigen insgesamt mehr als 250 Mitarbeitende und befinden sich nicht in Insolvenzverfahren. Hier liefen Gespräche über das weitere Vorgehen.

Mitteilungen der Klingel-Gruppe

© dpa-infocom, dpa:230828-99-989053/3