Ein Jahr nach dem Verschwinden der Jugendlichen Lina im Elsass deutet in dem spektakulären Kriminalfall in der deutsch-französischen Grenzregion alles auf ein Verbrechen hin. Wie Staatsanwalt Alexandre Chevrier in Straßburg mitteilte, gehen die Fahnder nach derzeitigem Ermittlungsstand davon aus, dass ein zufällig vorbeikommender Krimineller Lina zu sich ins Auto holte und später fesselte.
Da der Verdächtige sich im Sommer das Leben nahm, ohne zu Lina befragt werden zu können und alle Suchaktionen bislang erfolglos blieben, sei das Schicksal der Jugendlichen aber noch nicht abschließend geklärt. Nach einem Jahr ohne Lebenszeichen gibt es aber kaum noch Hoffnung, Lina lebend zu finden.
Alle Suchaktionen bleiben erfolglos
Die damals 15-Jährige verschwand am 23. September vergangenen Jahres auf dem Weg zum Bahnhof von Saint-Blaise-la-Roche, von wo aus sie nach Straßburg fahren wollte. Die Fahnder ermittelten, dass sie gar nicht in den Zug stieg. Suchmaßnahmen, an denen auch Taucher der deutsch-französischen Wasserschutzpolizei beteiligt waren, blieben ergebnislos. Ein Zeuge wollte die Jugendliche als Beifahrerin in einem Kleinwagen gesehen haben, weshalb Halter entsprechender Autos in der Region ins Visier der Fahnder gerieten.
In diesem Sommer dann stellten Fahnder ein im August 2023 gestohlenes und im Landkreis Emmendingen in Baden-Württemberg zugelassenes Auto sicher, in dem sie nicht nur DNA-Spuren der Jugendlichen, sondern auch deren Handtasche und Stricke fanden, mit denen Lina gefesselt worden sein soll. Blutspuren hingegen wurden in dem Auto nicht entdeckt, wie der Staatsanwalt sagte. Über die Geolokalisation des Autos und Videobilder konnten Kriminaltechniker ermitteln, dass der Wagen sich zum Zeitpunkt von Linas Verschwinden unmittelbar in der Nähe befand.
Tatverdächtiger konnte nicht mehr befragt werden
Der 43 Jahre alte Tatverdächtige, der längere Zeit mit dem gestohlenen Auto unterwegs war, nahm sich nach der Sicherstellung des Wagens am 10. Juli an seinem Wohnort in Besançon in Ostfrankreich das Leben. Wegen mehrerer gewaltsamer Raubtaten hätte er am 22. Juli vor Gericht erscheinen müssen. In der Vergangenheit soll sich der Mann mehrfach in einer Psychiatrie aufgehalten haben.
Gestützt auf die Bewegungsdaten des Autos unternahmen Fahnder in den vergangenen Monaten mehrere aufwendige Suchaktionen in Waldgebieten der Vogesen, wo der Wagen einen längeren Halt eingelegt hatte. Eine Vermutung war, dass der Tatverdächtige Lina dort vergraben haben könnte. Am Ende blieb die Suche aber ergebnislos. Die Ermittlungen gingen aber weiter, betonte die Staatsanwaltschaft.
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