Die Menschen im Südwesten müssen am Mittwochmorgen aufpassen: Es wird wohl überall gefährlich rutschig. »Der Glatteisregen überdeckt morgen früh ganz Baden-Württemberg«, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Der DWD hat eine Unwetterwarnung vor Glatteis für nahezu ganz Baden-Württemberg herausgegeben. Im Raum Stuttgart gilt sie von 5.00 bis 16.00 Uhr, in südlichen Landkreisen endet und beginnt sie schon früher. Entsprechend sind laut DWD starke Verkehrsbehinderungen zu erwarten.
Dem DWD zufolge sind Gefahren für Leib und Leben durch schlagartig gefrierenden Regen möglich. Aufenthalte im Freien und Fahrten sollen vermieden und das Verhalten im Straßenverkehr soll angepasst werden. Mit Sperrungen und Beeinträchtigungen auf allen Verkehrswegen ist zu rechnen. Verkehrsteilnehmer sollen möglichst volltanken, Decken und warme Getränke mitführen.
Für den nördlichen Rand Baden-Württembergs besteht sogar eine Unwetterwarnung der höchsten Stufe 4 vor extremem Glatteis. Sie gilt von Mittwoch, 6.00 Uhr bis Donnerstag, 4.00 Uhr. Betroffen sind Teile des Rhein-Neckar-Kreises, des Neckar-Odenwald-Kreises und des Main-Tauber-Kreises. Dort rechnet der DWD mit starker Eispanzerbildung und erheblichen Problemen in Verkehr und Infrastruktur. Verbreitet kann es zu Eisbruch kommen. Aufenthalte im Freien sollen unbedingt vermieden werden. Auch Ausfälle von Strom- und Mobilfunknetzt sind laut DWD möglich.
Am Flughafen Stuttgart sind bereits Flugausfälle angekündigt. Die Lufthansa habe ihre Zubringerflüge von Stuttgart nach Frankfurt und München vorsorglich gestrichen, teilte eine Sprecherin des Flughafens mit. Betroffen seien drei Flüge nach Frankfurt und drei zurück sowie ein Flug von und nach München.
Passagieren und Abholern werde empfohlen, mehr Zeit für die Anfahrt zum Flughafen einzuplanen. Letzteres riet auch der Baden-Airpark Flughafen Karlsruhe Baden-Baden seinen Fluggästen. Mit Beeinträchtigungen im Flugbetrieb rechnete man dort zunächst nicht, die Frühabflüge nach Porto und London fänden statt, teilte ein Sprecher am Dienstag mit.
Grund für das erwartete Glatteis sind die sehr kalten Temperaturen im Frostbereich in der Nacht auf Mittwoch. Auf sie trifft ein Tiefausläufer, der aus Südwesten nach Osten über das Land zieht. Die Niederschläge fallen erst noch als Schnee und gehen dann in Regen über, der auf dem frostigen Boden gefriert und zu Glatteis wird. Im Berufsverkehr gegen 8 Uhr kann es dem DWD zufolge in ganz Baden-Württemberg gefährlich glatt werden. Im Schwarzwald pfeift dazu noch ein starker Wind. Laut DWD kann es am Feldberg orkanartige Böen mit 110 Stundenkilometern geben.
Auch der Heidelberger Zoo hat bereits Vorkehrungen getroffen: Er bleibt am Mittwoch geschlossen. »Wir möchten kein Risiko eingehen, daher schließen wir den Zoo morgen für den Besucherverkehr. Die Tierpfleger kümmern sich selbstverständlich weiterhin um unsere Tiere«, teilte Zoodirektor Klaus Wünnemann am Dienstag mit.
Gefrierender Regen wird aber wohl nur am Mittwochmorgen und -vormittag ein Problem. Auf dem abendlichen Nachhauseweg dürften die Menschen wieder entspannter unterwegs sein. Denn dann wird es milder und das Eis beginnt zu tauen. Zum Mittwochnachmittag hin lasse die Glatteisgefahr nach, so der Sprecher. Am Mittwochabend können die Temperaturen im Rheintal dann auf bis zu 10 Grad, im Raum Stuttgart auf 6 Grad klettern. Nur im äußersten Nordwesten kann sich bis Donnerstagfrüh Glatteis bilden. Im Norden und vor allem Richtung Odenwald kann es am Mittwoch noch länger anhaltend schneien.
Regen gibt es im Rest des Landes auch am Donnerstag wieder - der gefriert aber wohl nicht, sondern geht am Nachmittag in Schnee über.
Wegen des Winterwetters hatte es bereits am Montag zahlreiche Unfälle gegeben. Bei Rottweil erfasste die Polizei zwölf Unfälle. In Heilbronn kam es zu rund 150 Glätteunfällen, in Offenburg zu 30. Auf der B312 nahe Biberach kippte ein Lebensmittellaster um, so dass die Straße stundenlang gesperrt werden musste. In der Nacht auf Dienstag sei es auf den Straßen in Baden-Württemberg jedoch ruhig geblieben, teilten die Polizeipräsidien am Morgen mit. Es habe wenige witterungsbedingte Unfälle gegeben.
Auf den Schienen kommt es wegen der Winterwitterung in Frankreich nach Angaben der Deutschen Bahn am Dienstag und Mittwoch zu Ausfällen im ICE-Verkehr zwischen Paris und Deutschland. Betroffen seien die ICE-Verbindungen im Fernverkehr zwischen Stuttgart und Paris sowie zwischen Frankfurt (Main) sowie Mannheim und Paris, hieß es auf der Webseite der Bahn.
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