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Ukraine und Russland beim Weizen weniger bedeutend für den Südwesten

Die Versorgung mit Lebensmitteln wird angesichts des Krieges in der Ukraine zu einem massiven Problem für ärmere Länder. Der Südwesten ist weniger abhängig, Sorgen machen den Bauern und Verbrauchern aber die steigenden Preise.

Getreideernte in Niederbayern
Weizen wird auf einem Feld mit einem Mähdrescher abgeerntet. Foto: Armin Weigel
Weizen wird auf einem Feld mit einem Mähdrescher abgeerntet.
Foto: Armin Weigel

STUTTGART. Baden-Württemberg ist von den großen Getreideexporteuren Russland und Ukraine nicht wesentlich abhängig, muss aber deutliche Preissteigerungen verkraften. Die Ukraine und Russland spielten nach Angaben des Statistischen Landesamts vom Dienstag mit 126 Tonnen beziehungsweise 0,8 Tonnen als Weizen-Lieferanten für den Südwesten im vergangenen Jahr eine weniger wichtige Rolle.

Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt rund 274 500 Tonnen Weizen nach Baden-Württemberg importiert, davon allein 72 500 Tonnen vom Hauptlieferanten Frankreich. Die Exporte lagen nach vorläufigen Ergebnissen der Außenhandelsstatistik bei 348 200 Tonnen, fast alles in die Niederlande, nach Frankreich, in die Schweiz und nach Belgien.

Allerdings mussten Verbraucher auch in Baden-Württemberg bereits in den vergangenen beiden Monaten höhere Preise hinnehmen. Diese müssen aber noch nicht in direkter Verbindung mit der russischen Invasion stehen. Mehl und Getreideprodukte seien im Februar um rund 15,6 Prozent teurer gewesen als noch im Februar des vergangenen Jahres, Butter kostete 19,1 Prozent mehr. Speiseöle pflanzlichen Ursprungs haben sich sogar um 30,7 Prozent verteuert, teilte das Landesamt mit.

Trotz der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sieht der Landesbauernverband die Ernährungssicherheit gesichert. »Wir leben in einer sogenannten Gunstregion für den Getreideanbau und der Selbstversorgungsgrad in Baden-Württemberg, Deutschland und Europa liegt über 100 Prozent«, sagte Landesbauernpräsident Joachim Rukwied der dpa. »Die Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen keine Angst haben, die Versorgung mit Getreide ist dieses Jahr auf jeden Fall gesichert.«

Sorgen mache er sich hingegen um die Lage in Afrika und dem arabischen und asiatischen Raum, sagte Rukwied. Dort sei die Ukraine ein wesentlicher Lieferant gewesen, nun seien Engpässe zu befürchten sind. »Auch Europa muss diesen Regionen zur Seite springen«, forderte er. Auch Russland ist auf den afrikanischen und asiatischen Kontinenten wichtiger Produzent von günstigem Getreide, vor allem von Weizen.

Die beiden Länder liefern nach Angaben der EU-Kommission zusammen rund 34 Prozent des Weizens für die Weltmärkte. Importeure wie Jemen, Bangladesch, Pakistan, Sudan und Nigeria seien zum Teil bereits stark von Ernährungsunsicherheit betroffen. Störungen der Getreideausfuhr können nach Einschätzung von Experten auch zu massiven Preissteigerungen auf dem Weltagrarmarkt führen. (dpa)