Logo
Aktuell Unterkunft

Trigema hilft bei Flüchtlingsunterbringung: Grupp stellt Gelände zur Verfügung

In der Not hilft Trigema dem Zollernalbkreis bei der Flüchtlingsunterbringung. Firmen-Chef Wolfgang Grupp stellt ein Grundstück nahe dem Werksgelände zur Verfügung. Er will den Flüchtlingen nicht nur ein Obdach geben.

Hier soll das Containerdorf entstehen: Burladingens Bürgermeister Davide Licht (links), Trigema-Inhaber und Geschäftsführer Wolfgang Grupp und Landrat Günther-Martin Pauli auf dem Grundstück oberhalb des Trigema-Werks in Burladingen. Foto: Steffen Maier
Hier soll das Containerdorf entstehen: Burladingens Bürgermeister Davide Licht (links), Trigema-Inhaber und Geschäftsführer Wolfgang Grupp und Landrat Günther-Martin Pauli auf dem Grundstück oberhalb des Trigema-Werks in Burladingen.
Foto: Steffen Maier

BURLADINGEN. Nahe dem Trigema-Firmengelände in Burladingen sollen bis zu 25 Geflüchtete vorläufig untergebracht werden. Das geht aus einer Pressemitteilung des Landratsamts des Zollernalbkreises hervor. Ihnen soll außerdem zeitnah eine berufliche Perspektive eröffnet werden, heißt es. Das geschehe in enger Zusammenarbeit mit dem Unternehmen sowie in Absprache mit der Stadt Burladingen.

Vorgesehen ist, bei Trigema Asylsuchende unterzubringen, die arbeiten dürfen und eine Bleibeperspektive in Deutschland haben, so das Landratsamt. Über Praktika, Ausbildung oder – sofern Erfahrung vorhanden ist – als Direkteinsteiger wird ihnen ermöglicht, beruflich Fuß zu fassen und so einen wichtigen Integrationsschritt zu gehen.

Die Geflüchteten sollen oberhalb des Trigema-Werksgeländes auf einem Grundstück untergebracht werden, das das Unternehmen auf Bitten des Landkreises zur Verfügung stelle. Dort war früher bereits in dem mittlerweile abgerissenen Gebäude einer ehemaligen Textilfabrik eine Asylbewerberunterkunft der Stadt Burladingen eingerichtet.

Die nun vorgesehene Unterkunft wird aus kreiseigenen Containern baldmöglichst aufgebaut, heißt es. Diese seien während der Corona-Pandemie beschafft worden und dienten bisher als Lager.

Trigema-Chef möchte Geflüchteten eine Chance geben

»Für das verantwortungsbewusste, unbürokratische und konstruktive Miteinander sind wir der Familie Grupp sehr dankbar«, wird Landrat Günther-Martin Pauli in der Pressemitteilung zitiert. Gemeinsam wolle man aufzeigen, dass in Krisensituationen anpacken und mitmachen wertvoller sei als miesmachen. »In Zeiten des Fachkräftemangels sind wir Unternehmen auf engagierte Mitarbeiter angewiesen«, so Trigema-Inhaber und Geschäftsführer Wolfgang Grupp. Willigen, fähigen und zupackenden Menschen würden sie gerne eine Chance geben, heißt es weiter.

»Dieses weitere Modellprojekt in Burladingen dient auch als Maßstab für die Akzeptanz innerhalb der Bürgerschaft, die aktuell mehrheitlich in der Region schwindet«, erklärt Burladingens Bürgermeister Davide Licht. Wenn die Bürger sehen, dass sich die ankommenden Menschen aktiv integrieren und diese wertvolle Chance nutzen wollen, sei die notwendige Anerkennung gegeben. Darauf komme es jetzt an, so Licht, der sich ebenfalls bei der Familie Grupp für die Bereitschaft bedankt.

Burladingen wochenlang bundesweit in Schlagzeilen

Die Stadt Burladingen war in den vergangenen Wochen in Sachen Flüchtlingsunterbringung in die Schlagzeilen geraten, nachdem wütende Bürger bei einer Versammlung im Stadtteil Killer die Kreisverwaltung im Allgemeinen und Landrat Günther-Martin Pauli im Besonderen verbal attackiert hatten. Grund war die avisierte Unterbringung im leerstehenden Gasthaus »Lamm« in Killer, die im Ort auf breite Ablehnung gestoßen war. Am Wochenende war nun offiziell bekannt geworden, dass zwei Familien aus der Türkei vorübergehend im »Lamm« eine erste Bleibe nach ihrer Flucht nach Deutschland finden.

Für Verärgerung gesorgt hatte bei Landrat Pauli in den vergangenen Monaten aber auch die aus seiner Sicht Hinhaltetaktik des Burladinger Gemeinderats und des Bürgermeisters Davide Licht bei der Suche nach Wohnmöglichkeiten für Geflüchtete. Mit dem nun gefundenen Container-Standort könnten diese Misstöne nun womöglich der Vergangenheit angehören.

Auftakt für weitere Containerdörfer

Der zeitlich auf maximal zwei Jahre befristete Containerstandort ist Teil des Konzepts, mit dem der Zollernalbkreis die Zweckentfremdung von Hallen und die Einrichtung von Notquartieren vermeiden will. Die Wohncontainer für Geflüchtete in Burladingen sind quasi auch der Auftakt für vier weitere Container-Dörfer, die auf dem Parkplatz des Tailfinger Thalia-Theaters, auf dem Hechinger »Aviona«-Gelände sowie in Balingen und in Schömberg eingerichtet werden sollen. Wo die Container in Balingen und Schömberg konkret stehen sollen, ist noch offen. Während man in Schömberg von Seiten des Gemeinderats offensichtlich noch gar nichts von dem Containerdorf erfahren hat, bestätigt Balingens Bürgermeister Ermilio Verrengia laufende Gespräche mit den Chefs der Kreisverwaltung, auch um Hallenbelegungen zu vermeiden.

Gegen die Zweckentfremdung des Thalia-Parkplatzes waren vergangenen Sonntag rund 200 Bürger in Tailfingen auf die Straße gegangen. Rund 70 Gegendemonstranten hatten zeitgleich dort »internationale Solidarität« eingefordert. (ZAK/pm)