Logo
Aktuell Land

»Tradition, die lebt« - Weinköniginnen-Titel soll bleiben

Emotional wurde in der Pfalz über den Titel der Weinkönigin diskutiert. Eine neue Struktur soll her. Aber nur jenseits des Rheins. Denn Badener und Württemberger wollen der Tradition treu bleiben.

Weinlese
Die Pfälzische Weinköniging ist seit vielen Jahren Botschafterin des zweitgrößten Weinbaugebietes in Deutschland - und der Titel ist in der Region mit viel Emotion verknüpft. (Symbolbild) Foto: Uwe Anspach/DPA
Die Pfälzische Weinköniging ist seit vielen Jahren Botschafterin des zweitgrößten Weinbaugebietes in Deutschland - und der Titel ist in der Region mit viel Emotion verknüpft. (Symbolbild)
Foto: Uwe Anspach/DPA

Vom jüngsten Streit um die Tradition der Pfälzischen Weinkönigin sind die Winzer in Baden und in Württemberg wenig beeindruckt. Während die Weinbauern auf der anderen Rheinseite zuletzt heftig diskutieren um den Titel von Deutschlands ältester Weinmonarchin, wollen die Weinbauverbände der Badener und Württemberger lieber an der Tradition der Krönung und am altbewährten Namen festhalten. 

Modernere Ausgestaltung

»Das ist eine Tradition, die lebt«, sagte der Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Morast, der Deutschen Presse-Agentur. »Und das wird sich durch eine gesellschaftliche Debatte, die von außen hereingetragen wird, auch nicht ändern.« Für die badischen Winzer betonte ihr Verband, eine zeitgemäße Ausgestaltung des Amtes der Weinhoheiten sei wesentlich wichtiger als eine etwaige neue Bezeichnung.

Im bundesweit zweitgrößten Anbaugebiet sollte der Titel nach Angaben des Vereins Pfalzwein, der für die Gebietsweinwerbung zuständig ist, künftig nicht mehr Pfälzische Weinkönigin lauten, sondern PfalzWeinBotschafterin oder PfalzWeinBotschafter. Statt Kronen sollte es fortan in dem auch Männer offenstehenden Wettbewerb Anstecknadeln geben. Gegenwind kam unter anderem vom Oberbürgermeister von Neustadt, Marc Weigel, der von einer Entwertung der Marke sprach. 

Im Anschluss an die Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin am 4. Oktober in Neustadt soll nun ein langfristiges Konzept entstehen. Nach dem Wunsch von Pfalzwein soll die Wahl auf breitere Füße gestellt werden. Bei der kommenden Wahl wird entweder eine Königin gekürt werden, die dann auch eine Krone tragen wird, oder - im Falle des Sieges eines Mannes - eine Weinhoheit, die dann eine goldene Anstecknadel bekommt. Je nach Ausgang der Wahl wird es dann auch Prinzessinnen samt Krone oder eine Weinhoheit mit einer silbernen Anstecknadel geben, wie Pfalzwein erklärte. 

Württembergs Winzer bleiben bei Titelvergabe

Auch im Weinbauverband Württemberg sei die Frage einer Umwidmung diskutiert worden, räumte Geschäftsführer Morast ein. Und natürlich stelle sich der Verband der Herausforderung, Tradition in die Moderne zu überführen, ohne sie in seinen Grundfesten zu verändern. »Aber auch Titel machen Tradition aus«, sagte Morast weiter. »Deshalb halten wir in Württemberg an Titel und Tradition fest.« 

Auch der künftige Wettbewerb um die Wein-Krone werde für Frauen ausgeschrieben. »Sollte es dennoch ernstzunehmende Bewerbungen von Männern geben, schauen wir sie uns natürlich auch an«, versprach Morast, dessen Verband nach eigenen Angaben 12.500 Mitglieder im Anbaugebiet Württemberg hat und über 95 Prozent der Erzeuger sowie der erzeugten Weinmenge repräsentiert. »Bislang ist das in all den Jahren aber nicht der Fall gewesen.«

Badische Weinbauern wollen Amt zeitgemäß ausgestalten

Ähnlich klingt das bei den benachbarten badischen Winzern, in deren Weinbauregion erst Anfang Juli Lucia Winterhalter aus Bad Krozingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) zur 74. Badischen Weinkönigin gekürt worden ist. »Für uns als Badischer Weinbauverband ist die zeitgemäße Ausgestaltung des Amtes der Weinhoheiten wesentlich wichtiger als eine etwaige neue Bezeichnung«, sagte Geschäftsführer Holger Klein. Der Verband lege großen Wert auf die fachliche Qualifikation seiner Weinhoheiten. Sie seien wichtige Multiplikatorinnen für den badischen Wein die Weinkultur der Region und des Verbandes mit seinen mehr als 450 Mitgliedern. 

Das Amt sei auch durch die Gremienarbeit keine rein repräsentative Aufgabe. »Neben der gelebten Tradition ist auch das einer der wesentlichen Gründe, warum wir das Amt in weiblicher Hand sehen«, sagte Klein. »Unsere Branche ist noch immer eher männlich geprägt. In unserem Verständnis ist die Zeit als Weinkönigin also auch ein Türöffner für den weiblichen Berufsnachwuchs.«

© dpa-infocom, dpa:240807-930-196813/2