Borna Sosa hatte mal wieder von der linken Seite geflankt - und es passierte das, was nicht nur die Fans des VfB Stuttgart seit Jahren kennen: Der Ball flog gefährlich in den Strafraum und ein Mitspieler köpfte ihn ins Tor. Es war nicht mehr der zu den Wolverhampton Wanderers in England abgewanderte Sasa Kalajdzic, der beim 2:1-Erfolg gegen den FC Augsburg vergangenes Wochenende das zwischenzeitliche 1:1 erzielte, sondern sein Nachfolger Serhou Guirassy. Und noch etwas anderes fiel auf: Sosa hatte nicht wie früher so häufig mit seinem linken Fuß geflankt, sondern mit rechts. Und zwar ähnlich scharf und präzise.
»Ich weiß, dass viele Gegner meine Flanken mit links abblocken wollen. Deswegen muss ich etwas anderes machen«, sagte der kroatische Nationalspieler vor der nächsten Partie an diesem Freitag bei Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr/DAZN). »Ich bin glücklich, dass die Sache auch mit dem rechten Fuß geht. Das hilft auch der Mannschaft.« Zweimal schon hat er in dieser Saison Tore des Tabellen-15. mit rechts vorbereitet, allein fünf Assists gelangen ihm in den vergangenen vier Pflichtspielen. Auch deshalb meinte VfB-Interimstrainer Michael Wimmer am Donnerstag: »Borna ist einer der besten Linksverteidiger in der Bundesliga.«
Sosa sei ein »Topspieler«, erklärte der 42-Jährige. Die Flanken mit rechts zeigten zudem, wie er sich entwickele. Tatsächlich gehört Sosa hinter Alphonso Davies von Rekordmeister FC Bayern München zu den stärksten Profis auf der linken Außenbahn. Wie auch Leipzigs Nationalspieler David Raum oder Ramy Bensebaini vom kommenden Gegner Mönchengladbach.
Dabei hatte seine Entwicklung seit dem Sommer unter anhaltenden Adduktoren-Beschwerden gelitten. Wie der ganze VfB kam auch Sosa zunächst nicht richtig in die Gänge. Erst seit wenigen Wochen ist er komplett fit - und sorgte gegen Augsburg besonders in der intensiven Schlussphase immer wieder für Gefahr. Seine gute Form dürfte ihm auch einen Platz im kroatischen Kader für die Weltmeisterschaft in Katar bringen.
Das, was den VfB in Mönchengladbach erwartet, kann Sosa aber nur schwer einschätzen. Die in dieser Saison häufig wechselhaft auftretende Borussia sei eine Mannschaft, die 5:0 gewinnen und dann wieder 0:5 verlieren könne, meinte er. Die vergangenen drei Pflichtspiele hat sie verloren - unter anderem mit 1:2 im DFB-Pokal beim Zweitligisten Darmstadt 98.
Wimmer bangt vor dem Spiel im Borussia-Park um den Einsatz von Dan-Axel Zagadou. Der Innenverteidiger habe am Mittwoch wegen einer Grippe nicht trainieren können. Die Mittelfeldspieler Enzo Millot und Tanguy Coulibaly fallen wegen muskulärer Probleme aus. Dagegen hat Rechtsverteidiger Josha Vagnoman ein Knochenödem im Mittelfuß auskuriert und kehrt in den Kader zurück.
Die Mannschaft glaube daran, beim Tabellenelften in Mönchengladbach drei Punkte holen zu können, meinte Sosa. Für Wimmer wäre es in der Chefrolle an der Seitenlinie der erste Auswärtssieg im fünften Pflichtspiel mit den Stuttgartern.
Bemerkenswert ist, dass Sosa überhaupt noch in Stuttgart spielt. Denn wie Kalajdzic und der zum Premier-League-Schlusslicht Nottingham Forest gewechselte Mittelfeldspieler Orel Mangala galt im Sommer auch der Kroate als Verkaufskandidat. Trotz eines Vertrags bis 30. Juni 2025 hätte er für eine Ablöse von 20 Millionen Euro gehen können, doch ein Wechsel zerschlug sich. Im nächsten Sommer könnte das Thema wieder akut werden, im Falle einer erfolgreichen WM vielleicht sogar im Winter. Bis dahin sollten die VfB-Fans Sosas Flanken genießen - ob mit links oder mit rechts.
Bundesliga-Spielplan des VfB Stuttgart
Kader Borussia Mönchengladbach
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