Im Tarifkonflikt des baden-württembergischen Einzelhandel haben sich bislang mehr als 10.000 Beschäftigte an den Warnstreiks beteiligt. Dies teilte der Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Krüger in Stuttgart mit. »Viele streiken zum ersten Mal, nicht selten sind sie kein Gewerkschaftsmitglied. Es ist eine besondere Situation: Die Menschen sehen sich nicht selten existenziell bedroht.« Gewerkschaft und auch die Arbeitgeber sind nach Krügers Worten stark daran interessiert, dass es noch im Sommer zu einem Abschluss kommt. Zugleich seien die beiden Positionen noch sehr weit voneinander entfernt.
»Wir befinden uns in den schwierigsten Tarifverhandlungen seit Jahren«, teilte der Handelsverband Baden-Württemberg mit. Wie man an Insolvenzen und Betriebsaufgaben namhafter Handelsgeschäfte in den vergangenen Monaten sehen könne, sei die Lage im Einzelhandel aktuell angespannt. Trotzdem seien die Arbeitgeber an einer schnellen Einigung interessiert, die für alle Seiten fair sei. »Die Fixierung von Verdi auf die im März abgegebene Forderung haben bedauerlicherweise weder lösungsorientierte inhaltliche Gespräche noch einen Abschluss zugelassen«, kritisierte der Verband.
Die nächste Runde der Tarifverhandlungen für die rund 490.000 Beschäftigten im Einzelhandel steht noch nicht fest. Verdi hatte das letzte Arbeitgeberangebot als völlig unzureichend zurückgewiesen. Es sah eine Lohnerhöhung von insgesamt 7,5 Prozent in den nächsten 24 Monaten vor. Zudem wurde eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro vorgeschlagen, wie der Handelsverband Baden-Württemberg mitteilte. Darüber hinaus boten die Arbeitgeber an, mit dem ersten von drei Erhöhungsschritten die unteren Stundenlöhne auf einen Basiswert von 13 Euro anzuheben.
Verdi fordert 15 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Verdi verhandelt im Südwesten seit Mitte April über mehr Geld für die Beschäftigten im hiesigen Einzel- und Versandhandel.
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