Sindelfingen (dpa/lsw) - Vor allem schnell soll es diesmal gehen: Bis Ostern will die IG Metall Baden-Württemberg bei den anstehenden Tarifverhandlungen ein Ergebnis. Deshalb hat sich am Donnerstag die Große Tarifkommission der Gewerkschaft in Sindelfingen einstimmig darauf geeinigt, die Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall vorzuziehen - eigentlicher Verhandlungsbeginn wäre der 16. März gewesen, nun sollen die Experten und Verhandlungspartner schon viel früher an einem Tisch sitzen.
Erstmals seit vielen Jahren geht die Gewerkschaft deshalb auch ohne konkrete Forderungen nach Lohnerhöhungen ins Rennen. Es heißt lediglich, man wolle »die Einkommen sichern und die Kaufkraft stärken«. »Wir lehnen uns mit der Frage der Lohnzahl ganz bewusst nicht aus dem Fenster«, sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger im Anschluss an die Große Tarifkommission. »Es soll die Möglichkeit geben, gemeinsam am Tisch mit den Arbeitgebern eine Gesamtlösung zu suchen.«
Südwestmetall teilte mit, der Verband werte den Verzicht auf konkrete Forderungen als positives Signal. »Wir haben der IG Metall ja dafür von unserer Seite bis zum 21. April und damit acht Wochen mehr Zeit gelassen - um die Chance zu nutzen, bereits vorher zu einem Ergebnis zu kommen«, sagte Verbandschef Stefan Wolf und forderte, die Zeit intensiv zu nutzen. »Unsere Betriebe benötigen in dieser aktuell enorm herausfordernden Situation schnellstmöglich Klarheit und langfristige Sicherheit, um strategisch planen zu können.«
»Es geht darum, keine Zeit zu verlieren und gemeinsam nach Möglichkeiten zu suchen, wie die großen Herausforderungen der Transformation tarifpolitisch bewältigt werden können«, sagte auch Zitzelsberger. Es herrsche große Unsicherheit bei vielen Beschäftigten - wegen den Umbrüchen in der Automobilbranche, wegen der wirtschaftlichen Situation und auch der Digitalisierung in vielen Betrieben. Die Frage sei, welche Antworten die Tarifrunde 2020 auf diese Herausforderungen geben könne.
Die Gewerkschaft will mit den Arbeitgebern ein Zukunftspaket schnüren. Bei großen Konzernen gebe es oft schon solche Vereinbarungen, etwa zu langfristiger Beschäftigungssicherung. Man wolle aber auch bei anderen Betrieben die Möglichkeit haben, sehr verbindlich bei den Arbeitgebern anzuklopfen, um über die Zukunft zu reden, sagte Zitzelsberger. »Auf betrieblicher Ebene muss darüber gesprochen werden, was die Transformation für die Beschäftigung, die Qualifizierung der Beschäftigten und die Investitionen heißt.«
Zudem will die Gewerkschaft das Thema Ausbildung angehen. Der Bereich habe sich umfangreich verändert, die dual Studierenden müssten in den Manteltarifvertrag einbezogen werden, sagte Zitzelsberger. Eine weitere Forderung der Gewerkschaft sei ein »Nachhaltigkeitsbonus« für die Beschäftigten, um sie bei der Energie- und Mobilitätswende zu unterstützen.