- STUTTGART. Naturschutz ist wichtig, finden die Baden-Württemberger. Solange die Politik keine konkreten Regeln vorschreibt und nicht finanziell überfordert. Die Bürger wollen nämlich selbst entscheiden, was zu tun ist und wie viel es kosten darf. Das ergab eine repräsentative Umfrage vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der baden-württembergischen Tageszeitungen. Hier die Ergebnisse im Detail.
- Wie genau dürfen Klima-Vorschriften vom Staat sein?
Alles fürs Klima: raus aus fossilen Energien, rein in erneuerbare Energien. Das will die Mehrheit der Baden-Württemberger. Was genau zu tun ist und wie viel das kosten soll: Das wollen die Bürger sich aber nicht von der Politik vorschreiben lassen, sondern selbst entscheiden. Über die Hälfte der Befragten (57 %) wünscht sich beim Bauen, Sanieren und Heizen Rahmenvorgaben vom Staat. Gut ein Viertel (28 %) begrüßt exakte staatliche Vorschriften. Nur 15 Prozent fordern, dass der Staat sich ganz raushält.
- Wie gut lässt sich mit den politischen Vorgaben zum Heizen planen?
Die Pläne der Ampel-Regierung verunsichern viele Menschen. Über die Hälfte der Befragten (56 %) beklagt beim Thema Heizen fehlende Planungssicherheit. Ein gutes Viertel (26 %) hat jedoch keine Bedenken.
- Natur oder Bauen: Was ist wichtiger?
Ihr Heim ist den Baden-Württembergern wichtig. Natur aber auch. Wie sehr, zeigt sich, wenn sie wählen müssen. Die Mehrheit der Bürger (59 %) will den Naturschutz nicht lockern zugunsten von neuem Bauland und mehr Wohnraum. Nur jeder Fünfte (22 %) ist dazu bereit.
- Tiere oder Bauen: Was ist wichtiger?
Weniger eindeutig fällt das Urteil aus, wenn es um Tierschutz geht. Ein Bauvorhaben stoppen zugunsten einer bedrohten Tierart würde nicht mal mehr die Hälfte der Befragten (42 %). Fast ebenso viele (37 %) halten das jedoch für übertrieben. Interessant ist hier der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Männern sind Bauwerke wichtiger (48 zu 36 %), Frauen Tiere (46 zu 27 %).
- Klima oder Tiere: Was ist wichtiger?
Was aber passiert, wenn zwei Umweltziele in Konflikt geraten? Sollten dem Klima zuliebe Anlagen für Windkraft und Solarstrom gebaut werden, auch wenn das seltene Tierarten gefährdet und die Landschaft verschandelt? Auch bei diesem Thema liegen die Meinungen nah beeinander: 41 Prozent der Befragten entscheiden sich für die Energiegewinnung, 38 Prozent für Fauna und Flora. Interessant ist auch hier der Geschlechter-Unterschied: Männern ist Klimaschutz wichtiger (51 zu 33 %), Frauen Tierschutz (44 zu 31 %).
- Braucht der Artenschutz den Nationalpark Schwarzwald?
Generell ist den Baden-Württembergern der Schutz von Tieren und Pflanzen aber wichtig. Das zeigt die Beliebtheit des Nationalparks Schwarzwald. Die große Mehrheit der Bürger (80 %) meint, den Nationalpark braucht es zum Erhalt der Artenvielfalt. Nur ein Zehntel (9 %) glaubt, Fauna und Flora sind auch ohne Park ausreichend geschützt. Hier zeigt sich wieder: Beiden Geschlechtern ist Naturschutz wichtig. Im Konfliktfall entscheiden sich Frauen jedoch für die Natur und Männer dagegen.
- Wie gut ist die Umweltpolitik der Landesregierung?
Mit ihrer Umweltpolitik kommt die Landesregierung bei der Bevölkerung vergleichsweise schlecht an. Fast jeder Zweite (47 %) ist unzufrieden damit, zufrieden ist nur gut jeder Dritte (36 %). Dabei gibt es Unterschiede je nach Partei: Am zufriedensten sind Anhänger von Grünen (62 %) und SPD (52 %), am unzufriedensten Sympathisanten der AfD (64 %).
- Wie willkommen sind Wölfe?
Der Wolf ist zurück in Deutschland. Fast ein Jahrhundert lang galt er hierzulande als ausgestorben. Jetzt leben Einzeltiere und auch Rudel wieder zumeist in Ostdeutschland und Niedersachsen. Auch im Südwesten sind vier Exemplare sesshaft – und stoßen auf positive Resonanz. Fast die Hälfte der Baden-Württemberger (47 %) begrüßt die Wiederansiedlung der Raubtiere, ein Fünftel (20 %) lehnt sie ab und einem weiteren Fünftel (20 %) ist es egal. Dabei unterscheidet sich die Willkommenskultur in Stadt (49 %) und Land (45 %) kaum.
Eine Gefahr für Landwirte und deren Vieh sehen 32 Prozent der Baden-Württemberger, eine Gefahr für Menschen und Tiere im Allgemeinen nur 17 Prozent. Im letzten Jahr gab es 20 Wolfsrisse. 40 Prozent der Bevölkerung akzeptieren das, 31 Prozent wollen dagegen vorgehen. Bei Problemwölfen jedoch hört der Spaß auf: Wölfe, die mehrfach Weidevieh angegriffen haben, will etwa die Hälfte der Bürger (56 %) abschießen. Wölfe, die in Dörfer laufen oder sich Waldkindergärten nähern, will etwa ein Drittel (33 bzw. 28 %) töten. Ebenso viele Menschen (28 %) plädieren jedoch für den generellen Schutz auch von Problemwölfen. (GEA)