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Aktuell Kriminalität

Stuttgarter Bürger wollen mehr Polizeipräsenz

Eine Befragung zu Sicherheitsgefühl in Stuttgart bringt interessante Ergebnisse und Empfehlungen ab

Demos, Straftaten, Polizeieinsätze: Viele Menschen verbinden solche Bilder mit der Stuttgarter Innenstadt.  FOTO: LICHTGUT/GEA
Demos, Straftaten, Polizeieinsätze: Viele Menschen verbinden solche Bilder mit der Stuttgarter Innenstadt. FOTO: LICHTGUT/GEA
Demos, Straftaten, Polizeieinsätze: Viele Menschen verbinden solche Bilder mit der Stuttgarter Innenstadt. FOTO: LICHTGUT/GEA

STUTTGART. Klett-Passage, Leonhardsviertel, Eckensee – die Liste der Orte, an denen sich Menschen in Stuttgart oft nicht wohlfühlen, ließe sich noch fortsetzen. In den vergangenen Jahren und spätestens seit der Krawallnacht im Sommer 2020 hat sich die Landeshauptstadt bundesweit einen zweifelhaften Ruf erworben.

Unsichere Stadtbezirke

Doch zeichnen die reinen Fakten eine solche Lage nicht wirklich nach. Zwar gibt es auch bei den Straftaten die eine oder andere negative Entwicklung, aber von einem kriminellen Hotspot ist selbst die Stuttgarter Innenstadt weit entfernt. Oft geht es um gefühlte Sicherheit. Dabei spielen viele Punkte mit: dunkle Ecken, Ansammlungen junger Männer, Müll, als aggressiv empfundene Demonstranten.

Eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der Stadt hat das Sicherheitsgefühl der Bürger hinterfragt. Fast 10.000 Menschen haben Ende 2023 an der Befragung durch das Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg und das Institut für Kriminologische Forschung Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen teilgenommen. Die Ergebnisse haben überrascht – denn sie sind nicht schlecht. 14 Prozent der Befragten fühlen sich in ihrem Stadtbezirk unsicher, es gibt aber Unterschiede. Laut Experten sei die Furcht vor Kriminalität besonders in Bad Cannstatt, Zuffenhausen und der Innenstadt ausgeprägter.

Die Studie empfiehlt, abgeleitet aus den Vorschlägen der Bevölkerung, Maßnahmen. »Die Kriminologen raten, konkret in den Bezirken Mitte, Bad Cannstatt und Zuffenhausen die kriminalpräventiven Maßnahmen zu intensivieren sowie in Zuffenhausen und Mitte die Gewaltprävention auszubauen.« In Zuffenhausen könnte zudem »eine sichtbarere Präsenz des Städtischen Vollzugsdienstes das Sicherheitsgefühl stärken«. Zudem könne »die Beteiligung von Kindern, Seniorinnen und Senioren oder Frauen an Sicherheitsbegehungen in ihrem Wohnumfeld gute Anregungen bringen und das Vertrauen in die Institutionen vertiefen«. All dies, erklären die Forscher, müsse auch sichtbarer sein.

So weit die Theorie. Der Gemeinderat will sich jetzt erst noch genauer mit der Studie befassen, bevor entschieden wird, was zu tun ist. Bei der Stuttgarter Polizei heißt es, man kenne die Ergebnisse der Befragung und werde bei möglichen Maßnahmen mit eingebunden sein. Es sei einiges denkbar, was die Vorschläge betrifft.

Deutlich konkretere Vorstellungen hat man in den besonders genannten Stadtbezirken. »Die Ergebnisse bestätigen vieles von dem, was man in den vergangenen Jahren immer wieder gehört hat«, sagt Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Mitte. Die Rückmeldungen, die sie bekomme, beträfen vor allem »den Drogenumschlagplatz« Leonhardsviertel oder große Jugendgruppen in den Abendstunden auf dem Schlossplatz. Es gebe immer weniger Durchmischung der Besuchergruppen der Innenstadt, »da fühlen sich manche nicht mehr wohl«.

Stimmen der Betroffenen

Was die vorgeschlagenen Maßnahmen betrifft, hält sie diese grundsätzlich für richtig. Aber: Vieles davon gibt es schon. »Eine Begehung mit Senioren etwa habe ich erst neulich gemacht«, so Kienzle. So etwas sei sinnvoll, aber nur dann, wenn danach die Vorschläge an die Verwaltung, die daraus resultieren, auch Gehör fänden. »Der Erfolg solcher Maßnahmen ist nur gegeben, wenn danach umgehend Verbesserungen erfolgen.« Oft handele es sich dabei um einfache Dinge, aber das Zusammenspiel der Ämter müsse besser werden. »Sicherheit und Ordnung fangen an vielen Stellen an. Aber ich wäre dankbar, wenn wir mal aus der Dauerschleife der Erhebungen herauskämen. Es müssen Taten sichtbar werden.«

Dazu gehört für Kienzle auch ein »kontinuierlicher Ausbau der Polizeipräsenz«. Gemeint sind damit Fußstreifen, also Uniformierte, die ansprechbar seien und nicht im Auto säßen. »Das würde das Sicherheitsgefühl sehr verbessern. Noch drei Kameras mehr irgendwo werden nicht helfen.«

Und auch in Zuffenhausen begrüßt man die Studie. »Mir gefällt, dass es um eine objektive Analyse mit konkreten Handlungsempfehlungen geht«, sagt Bezirksvorsteher Saliou Gueye. (GEA)