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Stuttgart: In drei Bezirken gilt nachts ein Tempolimit

In drei Stadtbezirken dürfen zwischen 22 und 6 Uhr nur noch 30 Stundenkilometer gefahren werden.

Tempo 30 und 40 gelten ab kommender Woche auf wichtigen Tübinger Straßen.
Tempo 30 oder 40 gelten ab kommender Woche auf wichtigen Tübinger Straßen. Foto: Sauer/dpa
Tempo 30 oder 40 gelten ab kommender Woche auf wichtigen Tübinger Straßen.
Foto: Sauer/dpa

STUTTGART. In Stuttgart leiden die Anwohner nicht nur unter der viel diskutierten Feinstaubbelastung, sondern auch unter zu viel Lärm. Eine der zentralen Maßnahmen des Lärmaktionsplans ist daher die Untersuchung aller Hauptverkehrsstraßen in der Landeshauptstadt, wo ein Tempolimit auf unter 50 Stundenkilometer rechtlich angeordnet werden muss.

Die ersten Ergebnisse liegen nun vor: In Hedelfingen, Möhringen und Zuffenhausen soll spätestens im nächsten Jahr eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde in der Zeit von 22 bis 6 Uhr gelten. Die Probleme sind nicht ganz neu: Bereits 2009 wurde der Stuttgarter Lärmaktionsplan aufgestellt und 2015 das erste Mal fortgeschrieben, derzeit arbeitet die Verwaltung an der zweiten Fortschreibung.

Mindestwert 50 Dezibel in der Nacht

Einer der Punkte auf der Agenda sind eben mögliche Tempolimits. »Um Geschwindigkeitsbeschränkungen aus Lärmschutzgründen straßenverkehrsrechtlich anordnen zu können, sind jedoch sehr aufwendige Untersuchungen erforderlich«, erklärt Stadtsprecher Oliver Hillinger. Grundvoraussetzung ist, dass die Lärmbelästigung sehr hoch ist. Der zu erfüllende Mindestenswert liegt bei 50 Dezibel (db(A)) in der Nacht. Zudem muss nachgewiesen werden, dass durch das Tempolimit entsprechend viele Anwohner vom Lärm entlastet werden. Dem gegenüber dürfen aber keine verkehrlichen Nachteile entstehen, wie etwa voraussichtliche Staus durch Störungen beim Verkehrsfluss sowie die Verlagerung des Verkehrs auf umliegende Straßen. Berücksichtigt werden müssen auch mögliche Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr sowie Fuß- und Radverkehr.

Aufgrund des aufwendigen Verfahrens hat sich die Stadt entschieden, die Untersuchungen für die Möglichkeit der Einführung von Tempo 30 in der Nacht, zunächst auf drei Stadtbezirke zu beschränken. Die Wahl fiel dabei auf jeweils einen der höchst belasteten Stadtbezirke in den Neckarvororten, im Stuttgarter Norden und auf den Fildern: Hedelfingen, Zuffenhausen und Möhringen. Bewusst habe die Stadt dabei auf die Innenstadtbezirke verzichtet, »weil dort aufgrund des Luftreinhalteplans bereits ganztägig Tempo 40 gilt«, erklärt Hillinger. So sollen für Autofahrer verwirrende, unterschiedliche Geschwindigkeitsbeschränkungen vermieden werden. Untersucht wurden zunächst die laut der Lärmkartierung aus dem Jahr 2017 nachts mit mehr als 60 Dezibel (db(A)) belasteten Straßen. Um jedoch in kurzen Abständen wechselnde Tempovorgänge zu vermeiden, wurde auch der Untersuchungsumfang auf angrenzende Bereiche mit einer Belastung zwischen 55 und 60 db(A) erweitert.

Das Ergebnis schreit zum Himmel: In nahezu allen untersuchten Straßen wird nunmehr das Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde in der Nacht zwischen 22 und 6 Uhr angeordnet. Ausnahmen sind lediglich die Heumadener Straße in Hedelfingen-Lederberg wo die Geschwindigkeit auf 40 km/h in der Nacht begrenzt wird. Sowie auf dem rund 900 Meter langen Abschnitt des Rotwegs zwischen Schozacher und Sersheimer Straße in Zuffenhausen, wo nach wie vor Tempo 50 gilt.

Limit kommt spätestens zu kommenden Jahr

Die verkehrsrechtliche Umsetzung soll bis Ende 2024, spätestens aber bis zum kommenden Jahr erfolgen. Für das neue nächtliche Tempolimit sind zusätzliche Beschilderungen notwendig, zudem müssen an manchen Kreuzungen die Ampeln neu programmiert werden. In dieser Woche hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik die dafür notwendigen Mittel in Höhe von insgesamt 450.000 Euro bereitgestellt.

Das neue Tempolimit muss dabei in Zukunft nicht auf die drei jetzigen Stadtbezirke beschränkt bleiben, weitere könnten folgen. Untersuchungen über die Möglichkeiten von Tempo 30 auch in anderen Bereichen laufen derzeit - unter anderem in Feuerbach, Obertürkheim, Untertürkheim und Vaihingen. Eine Umsetzung - bei einem positiven Ergebnis - könnte nach Angaben der Stadt aber nicht vor 2026 erfolgen. Langfristig sollen auch in allen anderen Stadtbezirken in Stuttgart entsprechende Untersuchungen schrittweise durchgeführt werden. (GEA)