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Stuttgart im Feiermodus auf Cannstatter Volksfest

Jahr für Jahr strömen mehrere Millionen Menschen über das Cannstatter Volksfest, in Dirndl oder Lederhosen, zum Rummeln oder nur zum Bummeln. So wird's auch in diesem Jahr sein. Wobei es auch noch eine Unbekannte im Millionen-Geschäft für Festwirte und Schausteller gibt.

Eröffnung 176. Cannstatter Volksfest
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (l, CDU) bei den Cannstatter Wasen das erste Fass Bier an. Foto: Bernd Weißbrod/DPA
Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (l, CDU) bei den Cannstatter Wasen das erste Fass Bier an.
Foto: Bernd Weißbrod/DPA

Ein kurzes Zögern, ein dritter Schlag mit dem hölzernen Schlegel, dann ein wuchtiger vierter und das Bier ergießt sich in den Maßkrug. Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper - im vergangenen Jahr bei seiner Premiere am Fass noch nach nur zwei Hieben erfolgreich - hat mit dem traditionellen Fassanstich am Freitag das 176. Cannstatter Volksfest eröffnet, das zweitgrößte Volksfest in Deutschland nach dem Oktoberfest. Oder wie es Nopper fern jeder schwäbischen Zurückhaltung formuliert: das »schönste, stimmungsvollste und damit aus meiner Sicht allerschönste Volksfest in Deutschland, Europa und der Welt«.

Kaum war das erste Fass feierlich mit Tusch und Getöse angeschlagen und der Krug an Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) überreicht, durfte auch in den anderen sieben Festzelten ausgeschenkt werden. Bis zum 8. Oktober hoffen Schausteller, Festwirte und Markthändler auf rund drei Millionen Besucher, ein prächtiges Geschäft und viel Sonnenschein.

Spannend könnte in diesem Jahr vor allem die Frage werden, wie locker der Geldbeutel im Festzelt und am Kassenhäuschen der Achterbahn sitzt. Denn nicht nur die Preise von Energie über Lebensmittel bis zur Freizeit haben mächtig angezogen, zwangsläufig muss auch auf dem Volksfest fürs Vergnügen mehr bezahlt werden. Für die Bierpreise auf Rekordniveau zwischen 13,40 Euro und 14,20 Euro warben die Festwirte bereits im Vorfeld der Sause um Verständnis. Alles sei teurer geworden, das gelte natürlich auch für die Maß, sagen sie. Schausteller sehen das ähnlich: »Verschenken können wir uns nicht«, sagt deren baden-württembergischer Verbandschef Mark Roschmann.

Kann natürlich auch sein, dass »der Wasen« auch genau das ist, was Stadtoberhaupt Nopper ihm zuschreibt: ein »Krisenbewältigungsprogramm«. Zum Auftakt sind die Zelte schon in den Nachmittagsstunden gut gefüllt, Dirndl und Lederhose gehören auch hier für die meisten fest zur Kleiderordnung. Auf dem großen Areal am Neckar-Ufer drehen sich da bereits seit längerem die bereits etwas früher geöffneten Karusselle, es rauschen die Achterbahnen in die Tiefe und die ersten Kirmeslose werden gezogen. Insgesamt 17 Tage lang wird nun auf dem Wasen gebummelt, gerummelt, gefeiert und geschunkelt.

Insgesamt sind rund 300 Betriebe auf dem fast 16 Hektar großen Gelände mit dabei, fünf Fahrgeschäfte feiern ihr Debüt. Das dreidimensionale sogenannte Rundfahrgeschäft namens »Fast & Furious« soll seinem Namen alle Ehren machen, der »Beach Jumper« lässt seine Waggons hopsen und beim »Jetlag« dürfte Fahrgästen keineswegs zum Einschlafen zumute sein, während sie mit frei hängenden Beinen durch die Luft wirbeln. Die Familienachterbahn »Feuer und Eis« und der »Euro-Coaster« mit seinen Gondeln auf Schienen waren bereits beim Frühlingsfest im Jahr 2022 mit dabei, nun feiern sie auch Premiere beim Volksfest.

Höhepunkt des Cannstatter Traditionsfests nach dem Anstich ist sicher der Volksfestumzug am Sonntag (10.40 Uhr/SWR live ab 11.00 Uhr). Rund 4000 Umzugsteilnehmer, viele in historischen Kostümen, Bauernkleidern oder Uniformen, Musiker sowie Dutzende Festwagen und rund 150 Pferde, Ochsen, Schweine, Kühe und Geißen ziehen dann durch die Gassen der Cannstatter Altstadt auf den Wasen.

Allerdings könnte es der letzte Corso dieser Art im Stuttgarter Stadtteil sein, wenn sich die Kassenlage der Organisatoren nicht bald verbessert. Denn der Cannstatter Volksfestverein hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 25.000 Euro draufgelegt. Ohne eine institutionelle Förderung durch die Stadt sei es nicht mehr möglich, den Festzug zu veranstalten, warnt er nun.

Webseite Wasen

© dpa-infocom, dpa:230921-99-282968/5