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Strobl warnt vor Gasförderung per Fracking

Ist Fracking in Deutschland eine Möglichkeit, unabhängig von russischem Gas zu werden? Der starke Anstieg der Energiepreise lässt so manches Tabu wackeln. Doch die Südwest-CDU stemmt sich dagegen.

Thomas Strobl
Thomas Strobl (CDU), Innenminister von Baden-Württemberg. Foto: Marijan Murat
Thomas Strobl (CDU), Innenminister von Baden-Württemberg.
Foto: Marijan Murat

Trotz der Energiekrise ist Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl strikt gegen die Förderung von Erdgas durch die Fracking-Technologie in Deutschland. »Fracking bringt uns für diesen und im Übrigen auch für den nächsten Winter ganz sicher gar nichts«, sagte der CDU-Landeschef der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Zunächst müssten die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, und dann seien Probebohrungen nötig. »Ich würde mal sagen, bevor dann das erste Gas kommt, dauert es Jahre.« Die Diskussion über Fracking, die vor allem die FDP führe, sei deshalb abseitig. »Das ist wirklich ein Vorschlag, der ins Nirwana führt«, sagte Strobl.

Der CDU-Politiker hielt den Südwest-Liberalen vor, ihr Eintreten für das Fracking sei sehr zum Nachteil Baden-Württembergs. »Denn die möglichen Gasvorkommen liegen vor allem im Nordosten des Bodensees. Aus dem Bodensee kommt aber für vier Millionen Menschen das Trinkwasser.« Er sei froh, dass es den See zur Trinkwasserversorgung der Menschen gebe. »Das zu gefährden, kommt definitiv nicht in Frage«, sagte Strobl. »Der Bodensee ist absolut tabu. Hände weg vom Bodensee. Der Vorschlag der FDP ist ahnungslos und gefährlich.«

Zuletzt hatten Experten und vor allem FDP-Politiker wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine empfohlen, mit Hilfe von Fracking Gas im Schiefergestein zu fördern. Am Donnerstag sagte auch der Abgeordnete des Wahlkreises Bodensee, Klaus Hoher, die Wiederaufnahme der Erdgasförderung könne bereits in wenigen Monaten die Versorgungslage stabilisieren und Wirtschaft und Gesellschaft spürbar entlasten. »Bevor Pleiten, Prekarisierung und Perspektivlosigkeit billigend in Kauf genommen werden, muss die Politik alle zur Verfügung stehenden Potenziale pragmatisch prüfen«, fügte er an.

Zuletzt hatte sich auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer dafür ausgesprochen. »Heimisches Fracking-Gas wäre eine Möglichkeit, um die Abhängigkeit von Russland und auch vom Weltmarkt zu reduzieren«, sagte der CDU-Politiker.

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik gibt es auch daran, dass das Gas bei der Verflüssigung stark abgekühlt werden muss, was nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.

© dpa-infocom, dpa:220825-99-506723/3