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Stihl zur Energiewende: »Dilettantismus ist schwaches Wort«

Kommt künftig genug Strom aus dem Norden nach dem Süden? Der schwäbische Kettensägenunternehmer Nikolas Stihl hat da so seine Bedenken. Und nicht nur in dem Punkt lässt er kein gutes Haar an der deutschen Energiepolitik.

Der Motorsägenunternehmer Nikolas Stihl hat die Umsetzung der Energiewende in Deutschland heftig kritisiert. »Bei der Art und Weise, wie da vorgegangen wird, ist Dilettantismus schon ein relativ schwaches Wort«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Vor zehn Jahren habe er in einem Interview gesagt, dass er nicht glaube, dass die Stromnetze binnen einer Dekade genug ausgebaut sind, um den Strom der Windparks aus dem Norden in den Süden zu bringen. »Und wenn man sich anschaut, dass von 12 000 Kilometer Leitungen, die wir benötigen, erst etwa 2000 Kilometer fertiggestellt wurden, dann habe ich leider Recht behalten mit meiner Voraussage.«

Diese Entwicklung bereite ihm mehr Sorgen als die derzeit hohen Energiepreise, sagte der schwäbische Familienunternehmer. »Und es sieht nicht so aus, als ob es in absehbarer Zeit wirklich vorwärts geht.« Deutschland müsse jährlich 2000 Windräder neu bauen, um seine Ziele zu erreichen. »Das sehe ich auch nicht. Geschweige denn, dass wir irgendwie grundlastfähig wären.« Und da gehe es nur um den Strombedarf. Es müsse aber der gesamte Primärenergiebedarf umgestellt werden, um CO2-neutral zu werden.

»Die Atomkraftwerke hätten jetzt selbstverständlich weiterlaufen müssen«, sagte Stihl weiter. Der eigentliche Fehler sei hier schon 30 Jahre her - statt die Forschung einzustellen, hätte man weiterforschen müssen und hätte heute Kraftwerke, die weniger strahlenden Abfall produzierten und wesentlich sicherer seien. »Wenn in Tschernobyl oder Fukushima Kraftwerke gestanden hätten, wie sie heute in Isar 2 stehen, würden wir diese Namen heute nicht kennen.«

Für die Kettensägen und weitere Geräte aus der Stihl-Herstellung setzt das Unternehmen aus Waiblingen zunehmend auf Akkus als Ersatz für Verbrennungsmotoren. Zuletzt hatte der Anteil bei 19 Prozent gelegen. Eine konkrete Zielmarke will Stihl jedoch nicht vorgeben: Er vermute, dass Geräteklassen mit geringen Leistungsanforderungen zu einem relativ großen Teil auf Akku umschwenken werden. »Und dann gibt es bestimmte Produktsegmente, bei denen man auch auf sehr lange Zeit nicht auf den Verbrennungsmotor verzichten kann - zum Beispiel professionelle Motorsägen mit größeren Leistungsanforderungen.«

Das Unternehmen setzt daher auch auf klimafreundliche Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels. »Wir arbeiten an dem Thema und haben beispielsweise dieses Jahr einen CO2-reduzierten Kraftstoff auf den Markt gebracht«, sagte Stihl. Die Brennstoffzelle sei hingegen eher uninteressant, weil sie für Stihl-Prdukte sehr klein gebaut werden müsste.

© dpa-infocom, dpa:221227-99-24325/3