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»Stallwächterparty« zum Start in die politische Sommerpause

Mit der traditionellen »Stallwächterparty« hat die Landesregierung die politische Sommerpause in Berlin eingeläutet. Sie lädt Jahr für Jahr zu dem Dämmerschoppen. Doch dieses Mal macht sich die Politik Berlin gegenseitig Party-Konkurrenz.

»Stallwächterparty« in Berlin
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident, trägt bei der »Stallwächterparty« eine VR-Brille. Foto: Martin Oversohl/DPA
Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident, trägt bei der »Stallwächterparty« eine VR-Brille.
Foto: Martin Oversohl/DPA

Die baden-württembergische Landesvertretung hat auf der traditionellen »Stallwächterparty« in Berlin die politische Sommerpause eingeläutet. Nach Angaben des Staatsministeriums kamen am Donnerstagabend rund 1800 Gäste in der Landesvertretung in Berlin zusammen, darunter natürlich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und viele Ministerinnen und Minister sowie Landtagsabgeordnete aus dem Südwesten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) standen hingegen nicht auf der Gästeliste. Die beiden dürften derzeit auch ganz andere Dinge im Kopf haben: Nach langem Tauziehen sollte am Freitag eigentlich das sogenannte Heizungsgesetz im Bundestag beschlossen werden, doch das Bundesverfassungsgericht hat die Pläne zunächst durchkreuzt. Nun soll es erst nach der Sommerpause so weit sein.

Mit dabei beim lauen baden-württembergischen Abend waren unter anderem CDU-Parteichef Friedrich Merz und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der nach wie vor als Favorit für Kretschmanns Nachfolge im Südwesten gilt. Zudem wurden die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) ebenso erwartet wie Schauspieler Sebastian Koch und die Sänger Daniel Grunenberg (Glasperlenspiel) und Laith Al-Deen.

Die 58. Party dieser Art stand unter dem Motto »KI - Künstliche Intelligenz«. Es ist seit Jahren eines der bevorzugten Themen Kretschmanns, denn mit dem Einsatz lernfähiger und mehr oder minder selbstständiger Computer sollen die Landesverwaltung modernisiert und die Gesundheitsversorgung verbessert werden. Baden-Württemberg sei der »europäische Hotspot der KI« mit dem Cyber Valley in Tübingen, dem KI-Innovationspark in Heilbronn und dem Cyberforum in Karlsruhe, sagte Kretschmann am Abend. »Künstliche Intelligenz wird in all unsere Bereiche eintreten, sie wird sie verwandeln.« Man könne sie für fast alles nutzen, sagte der Ministerpräsident, schränkte amüsiert aber auch ein: »Für eines allerdings nicht: für Französisch-Unterricht«.

Der Regierungschef hatte heftige Kritik der Lehrerverbände einstecken müssen für seine Aussagen zu Sprache und KI am vergangenen Montag in Ludwigsburg. »In zehn Jahren wird sich jeder einen Knopf ins Ohr setzen - und der übersetzt das simultan, was da gesprochen wird«, hatte er dort gesagt. Es sei wichtig, »dass die jungen Leute gut Englisch können«, aber nicht jeder müsse »ein bisschen Französisch können, und dann kann er noch nicht mal ein Eis bestellen, wenn er in den Urlaub geht«.

Zur »Stallwächterparty« wird jedes Jahr vor der parlamentarischen Sommerpause im politischen Berlin geladen. Sie gehört zu den größten Sommerfesten in der Hauptstadt. Ursprünglich wurde sie mitten in der parlamentarischen Sommerpause veranstaltet, doch seit einiger Zeit findet sie kurz davor statt. Seit 1964 wird gefeiert. Damals in Bonn war alles noch etwas kleiner: Es kamen etwa 70 Mitarbeiter, die »Stallwache« halten mussten, zum Dämmerschoppen mit roten Würsten und Trollinger.

© dpa-infocom, dpa:230706-99-311760/3