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Sonnencreme und Wasser für alle?

Kostenlose Wasserspender, widerstandsfähigere Wälder und sicherere Trinkwasserversorgung: Mit vielen Einzelmaßnahmen will die Landesregierung Baden-Württemberg an den Klimawandel anpassen. In Stuttgart fordern die Grünen etwa kostenlose Sonnencreme.

Windenergieanlagen
Windenergieanlagen stehen neben einer Halle mit Photovoltaik-Anlagen. Foto: Marcus Brandt/DPA
Windenergieanlagen stehen neben einer Halle mit Photovoltaik-Anlagen.
Foto: Marcus Brandt/DPA

Hitze, Wassermangel, extremes Hochwasser: Die grün-schwarze Landesregierung will Baden-Württemberg besser an die Folgen des Klimawandels anpassen. Die Fortschreibung der entsprechenden Strategie habe das Kabinett am Dienstag beschlossen, teilten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker (beide Grüne) am Dienstag in Stuttgart mit. In dem Papier listet die Landesregierung 102 Einzelmaßnahmen auf, mit deren Hilfe der Südwesten besser auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet werden soll.

»Die wirksamste Maßnahme mit Blick auf den Klimawandel ist konsequenter Klimaschutz. Aber das alleine wird nicht reichen«, sagte Kretschmann. Deswegen brauche es auch die Anpassung. »Wir brauchen Wälder, die mit längeren Trockenphasen klarkommen. Wir brauchen eine Landwirtschaft, die auch bei anderen klimatischen Bedingungen gute Erträge liefert und eine Städteplanung, die die Bürgerinnen und Bürger vor Hitze schützt«, so der Ministerpräsident. »Es geht darum, die Folgen dementsprechend abzumildern, resilienter zu werden und mit Wetterextremen umgehen zu können«, sagte Umweltministerin Walker. Das reduziere auch die Kosten solcher Extremwetterereignisse.

Konkret will das Land etwa ein Niedrigwasser-Informationszentrum bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) aufbauen und bis 2025 die öffentliche Wasserversorgung im Land einem sogenannten »Klimacheck« unterziehen, damit die Kommunen gezielte Maßnahmen gegen einen drohenden Wassermangel angehen können.

Es gebe auch viele sehr kurzfristig umsetzbare Maßnahmen, sagte Umweltministerin Walker. So könnten etwa Flächen in der Stadt in hellen Farben gestrichen werden. »Das sorgt dafür, dass die Hitze wieder abgestrahlt wird.« Eine weitere schnelle Maßnahmen wären Spender für Trinkwasser und auch für Sonnencreme so Walker.

Für die kostenlose Abgabe von Sonnencreme machen sich etwa die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat stark. In öffentlichen Gebäuden und anderen gut zugänglichen Orten solle es entsprechende Spender geben, forderte die Grünen-Fraktion.

Die Grünen wiesen auf das Beispiel Niederlande hin, wo Menschen in diesem Sommer an Hunderten Orten kostenlos Sonnencreme erhalten können. Auf Festivals, in Schulen, Sportvereinen und Gemeinden werden Sonnencreme-Spender aufgestellt, damit jeder sich ausreichend vor der Sonne schützt.

Die Fälle von Hautkrebserkrankungen nahmen in den vergangenen 20 Jahren deutlich zu, wie die Grünen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt mit Verweis auf das Statistische Bundesamt berichteten. »Als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs wird übermäßige UV-Strahlung genannt«, hieß es in einer Mitteilung.

Die AfD im Landtag hält kostenlose Sonnencreme für den falschen Weg. »Wir brauchen keine weltfremden Ge- oder erst recht Verbote, sondern die Erfüllung der definierten Kernaufgaben. Dazu gehört etwa die Bereitstellung ausreichender Kita-Plätze, nicht aber die von Sonnencreme«, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Bernhard Eisenhut.

Unterstützung für die Pläne des Landes zur Anpassung an den Klimawandel kam vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). »Die Maßnahmen gehen in die richtige Richtung«, sagte die Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch. »Zentral ist, dass die Regierung jetzt auch Geld in die Hand nimmt und messbare, terminierte Zielmarken für die Maßnahmen definiert, damit sich alle schnell an die Umsetzung machen können.«

© dpa-infocom, dpa:230725-99-526602/3