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Singen ist in, Gesangsvereine eher out - Chorverbände haben Sorgen

Im Südwesten wird gesungen, was das Zeug hält. Die großen Chorverbände haben dennoch Sorgen. Sie beklagen einen Schwund an Chören. Ziemlich out: Männergesangsvereine und der klassische Kirchenchor. Es fehlt schlicht an Nachwuchs.

Chor Singen
Besucher singen während der Veranstaltung »Ich-Kann-nicht-singen-Chor« auf dem Schloßplatz. Foto: Franziska Kraufmann
Besucher singen während der Veranstaltung »Ich-Kann-nicht-singen-Chor« auf dem Schloßplatz.
Foto: Franziska Kraufmann
Karlsruhe (dpa/lsw) - Chorsingen ist in, Gospelchöre, freie Chöre oder Projektchöre sprießen wie Pilze aus dem Boden - doch im Verein möchten immer weniger Menschen singen. »Viele Chöre stehen auf der Kippe«, sagte Monika Brocks, Geschäftsführerin des Schwäbischen Chorverbandes. »Auf den Dörfern etwa fehlt einfach der Nachwuchs.« Die Zahl der Chöre im Verband ist ihren Angaben zufolge von 2648 im Jahr 2000 auf 1914 im Jahr 2017 gesunken.

Auch der Badische Chorverband beobachtet seit 2000 abfallende Zahlen: Von seinerzeit 2200 Chören seien im Jahr 2018 noch 1879 verzeichnet gewesen. Die Zahl der Sänger sank von rund 74 700 auf gut 60 100. Die Zahl der Männerchöre schrumpfte gar drastisch von einst 884 im Jahr 2000 auf 576 im vergangenen Jahr. »Männerchöre haben es besonders schwer«, sagt auch Brocks: In ihrem Verband schrumpfte diese Zahl seit 2000 von 820 auf 599.

"Die Chor- und Vokalszene ist einerseits so lebendig wie lange nicht mehr und das Singen erfreut sich wachsender Beliebtheit, sagte eine Sprecherin des Deutschen Chorverbandes. Andererseits veränderten sich die Strukturen - "so dass im Bereich des verbandlich organisierten Singens die Zahlen bei Chören und Chorsängern tatsächlich insgesamt eher rückläufig sind".

Auch die kirchlichen Chöre werden weniger: »Im Laufe der letzten 15 bis 20 Jahre ist, vor allem in ländlichen Gebieten, die Zahl der klassischen Kirchenchöre deutlich zurückgegangen«, erläutert eine Sprecherin der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Das hänge zum einen mit dem Mitgliederschwund in der katholischen Kirche zusammen. »Zum anderen spüren die Chöre die demografische Entwicklung«, sagte sie. Genaue Zahlen für Kirchenchöre gebe es nicht. In den allermeisten Gemeinden hätten sich aber neue Chorformate gebildet.

Das bestätigt auch der Landesverband der evangelischen Kirchenchöre in Baden. Projektchöre und Gospelchöre hätten zwar Zulauf. Bei den im Verband organisierten Chören sei die Zahl der Sänger jedoch in den vergangenen zehn Jahren von 15 000 auf 13 000 gesunken.

Der Schwäbische und Badische Chorverband wollen dem unter anderem mit zielgenauer Mitgliederwerbung begegnen und locken dafür auch mit den finanziellen Vorteilen. So würden laut Badischem Chorverband die Chorleiter finanziell gefördert. »Außerdem zahlen wir beispielsweise die Gema-Gebühren und geben Zuschüsse für Projekte«, sagt Brocks vom Schwäbischen Chorverband. Dennoch rechnet sie damit, dass der Verband in den nächsten Jahren weiter Chöre verlieren wird. »Wenn wir die Entwicklung aufhalten könnten, wäre das ein schöner Erfolg«, sagt sie. Die Trendwende zu schaffen, werde jedoch Jahre dauern.