Siemens-Batteriezüge sollen vom Dezember an in der baden-württembergischen Ortenauregion fahren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das sei für den Hersteller eine Deutschlandpremiere, teilte Siemens Mobility am Montag in Offenburg mit. Das Unternehmen eröffnete dort mit der landeseigenen Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) eine Werkshalle zum Warten dieser Züge.
In der Ortenau werde in Baden-Württemberg »das batterieelektrische Zeitalter für den regionalen Schienenverkehr« beginnen, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Bisher sind in der Region häufig noch Dieselzüge unterwegs. Hermann kündigte an, die neue Technik könnte künftig auch woanders eingesetzt werden.
Die Siemens-Fahrzeuge werden hingegen nicht auf der grenzüberschreitenden Strecke Offenburg-Kehl-Straßburg unterwegs sein, denn sie erfüllen nicht die technischen Voraussetzungen für eine Fahrt nach Frankreich. »Im Eisenbahnbereich haben wir immer noch die alten Grenzen und unterschiedliche Standards«, sagte Hermann bedauernd. »Alle wissen, dass das ein Problem ist.« Es sollen auf dieser Strecke voraussichtlich ab Dezember 2026 Züge des französischen Herstellers Alstom eingesetzt werden, wie ein Ministeriumssprecher ergänzte.
Die Landesanstalt Schienenfahrzeuge Baden-Württemberg hatte bei Siemens Mobility 27 Batteriezüge vom Typ Mireo Plus B mit jeweils 120 Sitzplätzen bestellt. Da die Züge einen sogenannten Batterie-Hybridantrieb haben, können sie auf Strecken mit oder ohne Oberleitung fahren. Ein Zug kommt im reinen Batteriebetrieb rund 80 Kilometer weit. Zu den Investitionskosten machte das Verkehrsministerium mit Hinweis auf das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis des Herstellers keine Angaben.
Zum Ortenaunetz gehören unter anderem die Strecken Offenburg - Freudenstadt/Hornberg, Offenburg - Bad Griesbach und Offenburg - Achern.
Die Deutsche Bahn (DB) hatte im November mitgeteilt, dass sie Akku-Züge in Schleswig-Holstein einsetzen will. Das nördliche Bundesland bestellte dazu nach früheren Angaben 55 Züge des Herstellers Stadler.
In der Debatte über die neue ICE-Verbindung zwischen Berlin und Paris machte sich Hermann für eine Streckenführung entlang der Rheinschiene stark. »Aus baden-württembergischer Sicht wäre es natürlich schön, wenn es über Karlsruhe und Mannheim ging«, sagte Hermann der Deutschen Presse-Agentur am Rande. Es sei wichtig, dass die beiden Großstädte im Südwesten eingebunden seien.
Zunächst einmal täglich soll es ab Ende 2023 oder Anfang 2024 eine umsteigefreie Verbindung von Berlin über Frankfurt nach Paris geben. In naher Zukunft soll entschieden werden, ob der Zug über Karlsruhe und Straßburg oder über Kaiserslautern und Saarbrücken fährt. Bisher hieß es, dass der Zug durchs Saarland fährt, weil die andere Strecke zu stark belastet sei.
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