Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche verließ die Arena des VfB Stuttgart mit einem Geburtstagskuchen und drei Punkten im Gepäck. Die Gastgeber standen nach dem 1:3 (0:1) am Samstag dagegen mal wieder ohne etwas Zählbares da.
Der Absturz auf den vorübergehenden 16. Platz in der Tabelle, die anhaltende Sieglos-Serie und gleich drei Gegentore nach ruhenden Bällen sorgen beim VfB nach einer ereignisreichen Woche für Ernüchterung vor der bevorstehenden Länderspielpause. Es war das inzwischen siebte Spiel ohne Dreier für den VfB, der noch nie so lange in seiner Club-Historie auf einen Sieg zu Saisonbeginn warten musste.
»Das gibt uns natürlich ein blödes Gefühl und bringt uns auch unter Druck«, sagte Sportdirektor Sven Mislintat. Der Kaderplaner war vor der Partie ins Blickfeld geraten. Verantwortlich dafür waren Personalentscheidungen des Vorstandsvorsitzenden Alexander Wehrle, der am Montag seine neuen Berater, die beiden Ex-Weltmeister Sami Khedira und Philipp Lahm, vorstellte. Auch der frühere VfB-Kapitän Christian Gentner soll als Leiter der Lizenzspielerabteilung ab Januar die sportliche Kompetenz erweitern.
Mislintats eigene Zukunft ist dagegen weiter offen. Auch wurde mit ihm nicht über die Einbindung der drei ehemaligen VfB-Profis gesprochen. Inzwischen sei die Kommunikation, »mit der ich nicht einverstanden war«, ausgeräumt, sagte 49-Jährige, dessen Vertrag noch bis Sommer 2023 gültig ist. »Es täte dem VfB Stuttgart gut, wenn wir uns auf Fußball und Ergebnisse konzentrieren würden«, sagte er.
Dass die Spieler von der Unruhe im Umfeld gegen die Eintracht, die wieder den Anschluss an die Europacup-Plätze geschafft hat, abgelenkt waren, glaubt er nicht. Auch bestreitet Mislintat, dass dem VfB eine unruhige Länderspielpause bevorsteht. Stattdessen prophezeit er »gute und arbeitsintensive« Tage.
Ansetzen könnten die Stuttgarter unter anderem beim Verteidigen von Standardsituationen. Früh ging der Champions-League-Teilnehmer durch Sebastian Rode in Führung (15.), weil Florian Müller einen Freistoß von Daichi Kamada nur nach vorne abwehren konnte.
Nach der Pause hatte Konstantinos Mavropanos nach einem harten Einsteigen gegen Ansgar Knauff zunächst Glück, dass er nur die Gelbe Karte sah. Bestraft wurden er und die Gastgeber dennoch. Kamada verwandelte den folgenden Freistoß (55.). Diesmal hatte Waldemar Anton vorher abgefälscht.
Der VfB wehrte sich. Die wenigen Chancen, die sich boten, ließ er aber aus. Und obwohl die Hessen am Dienstag noch in der Königsklasse im Einsatz waren und mit 1:0 bei Olympique Marseille gewannen, ließen sie nicht nach. »In der ersten Halbzeit war ich schon müde«, sagte Kamada. »Aber nach meinem Tor habe ich mich wieder frisch gefühlt.«
Hoffnung kam bei der Mehrheit der 47 500 Zuschauer nach dem Anschlusstreffer von Tiago Tomás auf, doch Kristijan Jakic stellte nach einem Eckball von Kamada den alten Vorsprung wieder her. »Drei Gegentore nach Standards sind ärgerlich«, sagte VfB-Coach Matarazzo.
Sein Gegenüber, Oliver Glasner, war indes glücklich. Die Standardsituationen seien entstanden, weil die Eintracht-Profis noch einmal die nötige Energie mobilisieren konnten und immer wieder in die Tiefe gingen. Nach dem ersten Champions-League-Sieg der Eintracht überhaupt legten die Hessen in Stuttgart nach. »Sportlich gesehen kann ich mir nichts Schöneres am Geburtstag vorstellen«, sagte Krösche, der von seinem Staff auch noch ein Ständchen gesungen bekam, als er sich in Richtung Parkhaus verabschiedete.
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