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Schulen in sozialen Brennpunkten sollen gefördert werden

Schulen in sozialen Brennpunkten sind besonders unter Druck. Deshalb könnten sie mehr Stellen bekommen. Baden-Württemberg will nun in eine Erprobungsphase starten. Aber Zweifel sind angebracht, mahnen die Gewerkschaften.

Schulunterricht
Schüler arbeiten in einer Unterrichtsstunde mit Tablets. Foto: Uli Deck
Schüler arbeiten in einer Unterrichtsstunde mit Tablets.
Foto: Uli Deck

Schulen in sozialen Brennpunkten sollen auch in Baden-Württemberg besser ausgestattet und gefördert werden. Damit soll es unter den Kindern und Jugendlichen mehr Chancengleichheit geben, unabhängig vom Elternhaus. Das schwarz-grüne Landeskabinett in Stuttgart will an diesem Dienstag Planungen für eine Erprobungphase absegnen. Danach wird Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) die Eckpunkte vorstellen (12.00 Uhr).

Die Ministerin hatte bereits im Sommer für das Konzept geworben. Studien und Trends zeigten, dass ein schlechter ausgestattetes Elternhaus die Leistungen belaste, sagte Schopper. Die Einkommenssituation der Eltern dürfe aber nicht der entscheidende Faktor für Bildung sein. Ähnliche Pläne haben Bundesländer wie Sachsen und Nordrhein-Westfalen schon angekündigt.

Auch das Bündnis aus Grünen und CDU verspricht im Koalitionsvertrag eine »sozialindexbasierte Ressourcenverteilung«. Ziel ist, genauen Einfluss darauf zu haben, welche Ressourcen eine Schule zum Beispiel für Ausstattung oder Förderung erhält. Dabei soll besonderes Augenmerk gelegt werden auf die Entwicklung der zentralen Kompetenzen in Deutsch und Mathematik, um Mindeststandards zu erreichen. Außerdem sollen »multiprofessionelle Teams« an Grundschulen eingesetzt werden.

Der Grundschulverband Baden-Württemberg wirbt dafür. Ein Sozialindex habe sich in kleineren Modellen bereits bewährt, sagte Vorstand Edgar Bohn. Die Ressourcen dürften aber nicht einfach umgelagert werden, sondern müssten »oben drauf kommen«. Ähnlich äußerte sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die Landesregierung könne aber auch mutiger sein, sagte Landesvorsitzende Monika Stein der dpa. »Bisher will sie nur kleine Brötchen backen.« Die Prognose für den Bedarf an Lehrkräften habe im Oktober einen Bedarf von zusätzlichen 1900 Stellen ergeben.

Für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat die Idee »durchaus Charme«, er forderte aber »glasklare« und transparente Kriterien für die Verteilung zusätzlicher Ressourcen. »Nahezu alle Schulen im Land tragen im Moment ein immenses Zusatzpäckchen in Form der Bewältigung der Corona-Folgen und auch bei der Integration der Flüchtlings- und Migrantenkinder«, sagte der stellvertretende VBE-Landesvorsitzende Dirk Lederle. Wie der Grundschulverband forderte er zusätzliches Personal, räumte aber auch ein: »Wie dies allerdings in Zeiten des akuten Personalmangels gelingen kann, darf man getrost bezweifeln. Im Moment betrachtet ist dies also eher eine philosophische Diskussion aus dem Bereich «Wünsch dir was».«

© dpa-infocom, dpa:221129-99-702237/3