Fahrzeuge, Gerät, Einsatzkleidung: Viele Feuerwehren im Südwesten müssen sich auf das steigende Risiko von Waldbränden einstellen. Die Ausstattung sei »im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten« bereits ergänzt worden, berichtete der Gemeindetag Baden-Württemberg auf Anfrage. Für Feld- und Waldbrände gebe es inzwischen auch Alarm- und Einsatzpläne.
Bei zwei Feuerwehren in Südbaden sind vor allem Eigeninitiative und Improvisationstalent gefragt. Die Freiwillige Feuerwehr in Münstertal im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald rüstete ein älteres Unimog-Fahrzeug mit einem Wassertank und Handwerkszeug wie Feuerpatschen zum Ausschlagen von Bodenbränden aus.
Kommandant Matthias Riesterer und seine Einsatzkräfte packten zudem schwere Rucksäcke, um schneller Schläuche und anderes Löschgerät ins oft unwegsame Gelände zu bringen. »Wir hatten einen Waldbrand und mussten das Gerät per Hand hochschleppen. Wir haben gemerkt, dass wir etwas ändern müssen«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Wie Kreisbrandmeister Alexander Widmaier berichtete, gehören diese Rucksäcke bisher nicht zur Standardausrüstung.
Ein weiteres großes Thema ist die Einsatzkleidung. Bei der Freiwilligen Feuerwehr im benachbarten Staufen hängt schwere Schutzkleidung im Spind, die für Gebäudebrände gemacht ist. Auf den Schränken sind Helme aufgereiht. Für längere Einsätze im Freien ist hingegen eine leichtere Kleidung nötig.
Die Feuerwehr in Münstertal behilft sich mit älteren Schutzanzügen, deren Innenfutter entfernt wird. »Die Kommunen haben nicht so viel Geld«, resümierte der Staufener Kommandant Rainer Brinkmann.
Der Trend zu mehr Einsätzen im Freien unter schwierigen Bedingungen macht sich auch beim Spezialbekleidungshersteller S-Gard im nordrhein-westfälischen Heinsberg bemerkbar. Er verzeichnet eine verstärkte Nachfrage nach Anzügen für das Bekämpfen von Flächenbränden, wie Marketingleiterin Johanna Schmitz berichtete. Das betreffe ganz Deutschland, regionale Schwerpunkte gebe es nicht.
Muss auch beim Fahrzeugpark umgedacht werden? »Die meisten Feuerwehren haben überhaupt keine geländegängigen Fahrzeuge«, meinte der Staufener Kommandant Brinkmann. Der Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbands, Stefan Hermann, plädierte dafür, genau hinzuschauen, welche Fahrzeuge tatsächlich an Ort und Stelle gebraucht werden. »Eine Situation, dass man von der Straße runtergeht, ist in Baden-Württemberg äußerst selten.«
Minister im Südwesten hatten erst Mitte Juni vor der Gefahr von Wald- und Vegetationsbränden gewarnt. »In der Folge des Klimawandels sind die Waldbrandrisiken im Land insgesamt deutlich gestiegen«, resümierte Agrarressortchef Peter Hauk (CDU).
Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC festgestellt hat. Zwar kann ein wärmeres Klima dazu beitragen, dass mehr Wasser vom Himmel fällt, auch häufiger in Form von Starkregen. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden aber teils länger. Und gerade in ohnehin trockenen Gebieten wie im Nordosten Deutschlands steigt die Gefahr von Dürreperioden. In extrem trockener Vegetation können sich Waldbrände schneller ausbreiten.
Feuerwehren im Land bekämpften im vergangenen Jahr 123 Waldbrände - das übertraf deutlich den Durchschnitt der vergangenen Jahre. Es standen im ganzen Land zusammen 25 Hektar Wald in Flammen. Das entspricht ungefähr der Größe von 35 Fußballfeldern.
Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes
Freiwillige Feuerwehr Münstertal
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