Beinahe regungslos, enttäuscht und niedergeschlagen standen die Schalker vor ihren Fans - und wurden in diesen bitteren Minuten des direkten Wiederabstiegs lautstark gefeiert. »Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen«, sagte der sichtlich niedergeschlagene Trainer Thomas Reis. »Die Art und Weise, wie wir zurückgekommen sind, die Mentalität, mit dem Glauben daran, dass wir vielleicht Unmögliches noch erreichen - das habe ich gesehen.« Und doch hat es nicht gereicht.
Das 2:4 (1:2) am Samstag beim Pokalfinalisten RB Leipzig besiegelte den fünften Abstieg der Königsblauen aus der Fußball-Bundesliga. »Ein komisches Gefühl, wir steigen ab und werden vor den Fans gefeiert«, sagte Schalke-Idol Gerald Asamoah. Reis begründete die Stimmung mit den »Malocher-Qualitäten« seiner Spieler und sprach von den »Champions-League-Niveau« bei den Fans. In den TV-Interviews der Spieler flossen Tränen.
Trotz des frühzeitigen Rückstands nach den Treffern von Konrad Laimer (10. Minute) und Christopher Nkunku (19.) zeigten die Gäste Stärke und Mut, sie holten durch Marcin Kaminski (28.) und dem Eigentor von Willi Orban (49.) auf. Doch der eingewechselte Yussuf Poulsen (82.) und wieder Nkunku (90.+4) machten alle Hoffnungen zunichte.
»Der Abstieg wurde nicht heute besiegelt, jetzt müssen wir Wunden lecken und gestärkt daraus hervorgehen«, sagte Reis. Nach einer völlig verkorksten Hinrunde, in der Schalke schon abgeschlagen Tabellenletzter war, hatte der Trainer, der seit Ende Oktober 2022 im Amt ist, die Hoffnung auf den Klassenerhalt überhaupt erst zurückgebracht. »Was wir die Rückrunde abgerissen haben, war phänomenal. Wir wollten uns heute nochmal belohnen«, sagte Danny Latza. Er fühle pure Frustration.
Sportvorstand Peter Knäbel war »unheimlich stolz« auf Spieler und Fans. »Ich werde ganz vielen Menschen Danke sagen, die in der Kabine gearbeitet haben, die auf dem Platz den Verein würdig vertreten haben«, sagte er.
Der Klassenerhalt, sagte Knäbel, wäre »Variante A« gewesen. »Wir haben aber in der Variante B jetzt schon aus dem Vertragsbestand heraus eine Mannschaft, die sich absolut sehen lassen kann. Wir werden versuchen, die weiter zu optimieren.« Zunächst müsse aber »Ruhe einkehren«. Es müsse getrauert werden dürfen. »Ich kann jetzt nicht gleich zur Tagesordnung überschreiten. Aber dann gilt es sich zu schütteln und konstruktiv nach vorn zu schauen«, sagte der Sportvorstand.
Leipzigs Trainer Marco Rose lobte die Gäste und Reis, der einst sein Banknachbar im Trainerkurs gewesen war, in höchsten Tönen. »Ich wünsche Reisi und Schalke für das Wiederkommen nur das Beste, Schalke gehört in die Bundesliga. Sie haben eine unglaubliche Rückrunde gespielt, tolle Arbeit geleistet. Aber es war klar, dass wir keine Geschenke machen.«
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