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Südwesten verschärft Kampf gegen Corona - was das konkret für uns heißt

Es fühlt sich an wie im Frühjahr - nur kälter. Baden-Württemberg rüstet zur Eindämmung der Pandemie auf. Das hat für jeden Einzelnen ganz konkrete Folgen.

Passanten gehen an einem Fußgängerzonen-Schild vorbei: Die Landesregierung Baden-Württemberg hat schon vor dem Treffen von Bund und Ländern am 13. Dezember eine Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie veranlasst. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Passanten gehen an einem Fußgängerzonen-Schild vorbei: Die Landesregierung Baden-Württemberg hat schon vor dem Treffen von Bund und Ländern am 13. Dezember eine Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie veranlasst.
Foto: Sebastian Gollnow/dpa
STUTTGART. Einkaufen ja, aber Shoppen bitte nicht. Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die neuen landesweit gültigen Corona-Regeln erklärt, kann man schnell den Überblick verlieren. Ein paar Beispiele, was sich in den kommenden Tagen auf jeden Fall ändern wird - und was sich vielleicht noch ändern kann:

Wie viele Menschen darf ich noch treffen?

Nachts niemanden außerhalb des eigenen Haushalts - es sei denn, man muss zum Beispiel zur Arbeit oder zum Arzt. Das abendliche Bier bei Freunden geht ab sofort nicht mehr. Tagsüber - das ist definiert als die Zeit von 5 bis 20 Uhr - dürfen weiterhin privat wie öffentlich maximal fünf Menschen aus zwei Haushalten sowie Verwandte in gerader Linie (Großeltern-Eltern-Kinder) und Partner zusammenkommen. Kinder bis einschließlich 14 Jahre sind hiervon ausgenommen. Man kann also zum Beispiel seine Eltern besuchen.

Sport und Bewegung an der frischen Luft sind ausschließlich alleine, mit Angehörigen des eigenen Haushalts oder mit einer weiteren nicht im selben Haushalt lebenden Person gestattet. Diese Regelungen gelten für ganz Baden-Württemberg ab Samstag und für vorerst vier Wochen.

Was ist mit Weihnachten?

Hier gilt nach wie vor die Regel, dass sich vom 23. bis 27. Dezember zehn Menschen aus verschiedenen Haushalten treffen dürfen. Kinder werden auch dabei ausgenommen. Allerdings macht Kretschmann hier ein dickes Fragezeichen dahinter und verweist auf eine Umfrage, nach der sich 40 Prozent der Bevölkerung nicht an die Vorschriften über Weihnachten halten wollten. Das seien »keine guten Nachrichten«, sagte der Grünen-Politiker. Daher will er am Sonntag mit den anderen Länderchefs und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprechen, ob zum Beispiel der Zeitraum der Lockerungen verkürzt werden sollte, oder doch nur Treffen von Familienangehörigen erlaubt werden sollten. Gottesdienste sind nach jetzigem Stand noch erlaubt.

Kann ich meine Weihnachtseinkäufe noch erledigen?

Ja. Alle Geschäfte bleiben geöffnet. Das gilt also nicht nur für den Lebensmittelhandel, sondern auch für Schuhgeschäfte, Schmuckläden und Modeboutiquen oder auch Elektromärkte und den Buchhandel. Allerdings mahnt der Ministerpräsident an, dass man nicht zum gemütlichen Schaufensterbummel losziehen solle, sondern gezielt einkaufen - und danach schnellstmöglich wieder nach Hause gehen sollte. Immerhin sei die Vorweihnachtszeit für den Handel die umsatzstärksten Wochen, betont Kretschmann. Allerdings könne es auch hier nach den Bund-Länder-Gesprächen neue Regeln geben, sagte er.

Schulen bleiben also auch geöffnet?

Ja. Dasselbe gilt für Schulen, Kitas, Unis und Hochschulen: An den bestehenden Regeln wird erstmal nichts geändert. Es sei denn, Merkel und die Länder-Regierungschefs beschließen ein anderes Vorgehen. Aber auch wenn dort keine bundeseinheitliche Lösung gefunden wird, kann es immer noch sein, dass Baden-Württemberg mit seinen südlichen Nachbar-Bundesländern vorangeht.

Kann ich zum Friseur gehen?

Noch ja. Es sei denn, man lebt in einem Hotspot, in dem schon Friseursalons schließen mussten. Für alle anderen ändert sich die Lage aber ziemlich sicher auch bald. Kretschmann kündigt an, dass sich Bund und Länder auf Schließungen von Friseurbetrieben, Barbershops, Sonnenstudios und Sportanlagen einigen wollen. Diese sollen ab Dienstag in Kraft treten. Auch einen bundesweiten Lockdown nach Weihnachten bis zum 10. Januar hält er für ausgemachte Sache.

Wird es wieder Grenzschließungen geben?

Auch das ist noch offen und soll am Sonntag besprochen werden. Sowohl was die Grenzen etwa nach Frankreich und in die Schweiz angehe, als auch zwischen den Bundesländern. Gerade weil die Infektionslage im Süden Deutschlands gleichermaßen hoch ist, will Kretschmann vor allem mit Bayern viele Übereinstimmungen bei den Maßnahmen finden, damit man nicht wie im Frühjahr auf der einen Seite der Grenze zum Beispiel in den Baumarkt gehen kann, auf der anderen aber nicht.

Kann ich noch Glühwein im Freien trinken?

Dieses Jahr gibt es keinen Budenzauber mehr. Der Ausschank und Konsum von Alkohol an öffentlichen Orten, an denen sich Menschen entweder auf engem Raum oder längere Zeit aufhalten, ist verboten.

Wie ist die aktuelle Corona-Lage im Südwesten?

Die Zahl der Neuinfektionen lag schon zwei Tage in Folge bei mehr als 4.000 - und damit Kretschmann zufolge so hoch wie nie. In Summe gibt es in Baden-Württemberg seit Beginn der Pandemie rund 180.000 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Um die 3.300 Menschen sind in Verbindung mit dem Virus gestorben - auch hier wächst die Zahl täglich. Kretschmann nannte das »erschreckend«, die Lage sei alarmierend. Es gebe erneut Anzeichen für eine exponentielle - also immer stärker anwachsende - Zunahme bei den Corona-Neuinfektionen.

Aber wenn die Lage so dramatisch ist, warum greift die Landesregierung nicht sofort zum harten Lockdown?

Kontakte zu anderen außerhalb des Hausstands völlig zu verbieten - also Ausgangssperren zu verhängen - wäre »das Härteste, was es gibt«, sagt Kretschmann. So weit will die Landesregierung dann doch nicht gehen. Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) bat aber darum, Kontakte auf ein »absolutes Minimum« zu reduzieren. Was die Schließung von Schulen und Einzelhandel betrifft, will sich der Südwesten mit den anderen Ländern abstimmen. Bei den Ausgangsbeschränkungen will Kretschmann nicht länger warten.

Halten sich denn alle an die Corona-Regeln?

Nein. Innenminister Strobl hat fast 900 Polizisten diese Woche losgeschickt, um bei Schwerpunktkontrollen die Einhaltung der Corona-Maßnahmen zu überprüfen. Seine Bilanz: 16.500 Menschen wurden kontrolliert, mehr als 8.400 Verstöße wurden festgestellt, mehr als 370 davon angezeigt. In nahezu 8.000 Fällen sei es um die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gegangen, 425 Mal um Ansammlungen. Allerdings ordnet Strobl auch ein: Der Anteil jener an der Bevölkerung, die sich nicht an die Regeln halten, sei klein bis sehr klein. (dpa)