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Südwest-Wirtschaft bewertet Beschlüsse als »enttäuschend«

Wirtschaftsvertreter im Südwesten reagieren verschnupft auf die neuesten Corona-Beschlüsse. Ein Kritikpunkt ist, dass eine einzige Kennzahl weiter über Wohl und Wehe ganzer Branchen entscheidet.

IHK
Das Logo der Industrie- und Handelskammer. Foto: Hendrik Schmidt
Das Logo der Industrie- und Handelskammer.
Foto: Hendrik Schmidt

STUTTGART. Der Industrie- und Handelskammertag im Südwesten (BWIHK) hat die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern kritisiert und dringt weiter auf eine Abkehr von den Infektionszahlen als entscheidendem Maßstab für die Öffnung oder Schließung vieler Geschäfte und Betriebe. Es sei »sehr enttäuschend, dass nach über einem Jahr mit Corona erneut nur der Lockdown als Kerninstrument zur Pandemiebekämpfung herangezogen wird«, teilte BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke am Dienstag in Stuttgart mit.

Es könne nicht sein, dass weiter einzig die Sieben-Tage-Inzidenz über den Stillstand kompletter Branchen entscheide. Grenke: »Wir brauchen jetzt den Strategiewechsel hin zu einem Bündel an Indikatoren, um das Infektionsgeschehen endlich differenzierter zu erfassen. Denn sonst können unsere Händler und Dienstleister in der Breite auch zukünftig nur kurz ihr eigenes Geld verdienen.«

Was die Themen Impfen, Testen und Nachverfolgen betreffe, sei durch langwierige Diskussionen bereits viel Zeit verloren worden. »Wir brauchen dringend den politischen Willen, innovative Öffnungskonzepte zuzulassen, um die Ergebnisse schnell in die Fläche übertragen zu können. Das regelmäßige Testen ist hier als Übergang bis zum ausreichenden Impfangebot ein Baustein.«

Der Einsatz von Corona-Schnelltests ist in baden-württembergischen Unternehmen bisher allerdings eher die Ausnahme. Bei einer am Montag veröffentlichten BWIHK-Umfrage unter 935 Betrieben kam heraus, dass nur 19 Prozent der befragten Unternehmen Schnelltests anwenden. Immerhin 27 Prozent wollen demnach in Kürze mit solchen Tests starten. Die Umfrage ist allerdings nicht repräsentativ.

Bund und Länder hatten in der Nacht zum Dienstag beschlossen, das Land über Ostern in den schärfsten Lockdown seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr zu schicken. Vom 1. bis einschließlich 5. April, also vom Gründonnerstag bis Ostermontag, soll das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben weitgehend heruntergefahren werden. Der Lockdown wird insgesamt bis zum 18. April verlängert. (dpa)