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Südwest-Wirtschaft begrüßt E-Fuel-Einigung

Was bringt die Einigung im Verbrenner-Streit für den Südwesten? Die Wirtschaft macht sich Hoffnungen, die FDP auch. Der grüne Verkehrsminister ist skeptisch.

Verbrenner
Der Auspuff eines Autos mit Dieselmotor. Foto: Christoph Schmidt
Der Auspuff eines Autos mit Dieselmotor.
Foto: Christoph Schmidt

Die baden-württembergische Wirtschaft begrüßt die Einigung im Verbrenner-Streit. »Es ist ein kluger Schritt, die Tür für mit E-Fuels betriebene Verbrennungsmotoren in der Mobilitäts- und Energiewende offenzulassen«, sagte Peer-Michael Dick, Hauptgeschäftsführer der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW), am Sonntag in Stuttgart. Der technologische Wandel verlaufe rasant. Es sei noch nicht abzusehen, welche Optionen in 15 oder 20 Jahren offenstehen. »Es wäre daher töricht gewesen, einzelne Technologien grundsätzlich auszuschließen«, so Dick.

Nach wochenlangem Ringen um die Zukunft von Autos mit Verbrennungsmotor hatte sich die Bundesregierung am Freitagabend mit der EU-Kommission auf einen Kompromiss verständigt. Danach können auch nach 2035 Neuwagen mit einem solchen Antrieb in der EU zugelassen werden, wenn sie mit klimaneutralem Kraftstoff betankt werden.

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will nun die Besteuerung von Kraftfahrzeugen reformieren. Autos, die mit klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen - den sogenannten E-Fuels - betankt werden, sollten künftig geringer besteuert werden als die derzeit mit Benzin oder Diesel betriebenen Fahrzeuge, sagte der FDP-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur. Es wird nach Einschätzung Lindners zwar noch dauern, bis solche Fahrzeuge auf der Straße sind. »Aber für die Menschen und die Wirtschaft wird es eine wichtige Planungsgröße sein, dass die E-Fuels günstiger besteuert werden als fossile Kraftstoffe.«

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) äußerte sich dagegen skeptisch: »Es gibt noch keine großen Raffinerien, die E-Fuels herstellen, und die gigantischen Mengen an erneuerbarem Strom gibt es auch noch nicht.« E-Fuels würden die notwendige Umstellung der Pkw auf batterieelektrische Antriebe nicht verhindern. Sie sollten vor allem dort eingesetzt werden, wo Batterien keine Lösung seien - etwa für Flugzeuge, im Lkw- und Schiffsverkehr.

»Man darf nicht übersehen, dass für den Betrieb mit E-Fuels ein Vielfaches der Primärenergie erforderlich ist, die beim Betrieb mit einer Batterie für dieselbe Strecke gebraucht wird«, so Hermann. Als Beimischung für die Bestandsflotte - wie heute mit E 10 - könnten aber alte Verbrenner etwas klimafreundlicher werden.

Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christian Jung, erhofft sich dagegen positive Auswirkungen auf Baden-Württemberg: »Wir werden dadurch viele Arbeitsplätze vor allem im Zulieferer-Bereich der Automobilindustrie und im Kfz-Gewerbe im Südwesten sichern und zukunftsfähig machen können.«

E-Fuels werden mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien, Wasser und CO2 aus der Luft hergestellt. Sie setzen damit anders als herkömmliche fossile Kraftstoffe wie Benzin oder Diesel keine zusätzlichen klimaschädlichen Gase frei. Wegen des hohen Stromverbrauchs bei der Erzeugung und den hohen Herstellungskosten ist derzeit noch unklar, ob sich die Produktion von mit E-Fuels betriebenen Autos wirklich lohnt.

© dpa-infocom, dpa:230326-99-92551/4