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Süd-Bundesländer wollen zu Arzneimittelversorgung beraten

Viele Eltern mussten im vergangenen Winter Apotheken nach Medikamenten für ihre Kinder abklappern. Weil der Bund aus Sicht Bayerns zu wenig tut, will der Freistaat nun mit Baden-Württemberg und weiteren Ländern über gemeinsame Schritte sprechen.

Apotheke
Eine Mitarbeiterin sucht rezeptpflichtige Medikamente aus einem Apothekenschrank. Foto: Jens Büttner/DPA
Eine Mitarbeiterin sucht rezeptpflichtige Medikamente aus einem Apothekenschrank.
Foto: Jens Büttner/DPA

Angesichts drohender Engpässe bei der Versorgung mit Arzneimitteln will Bayern mit Baden-Württemberg und zwei weiteren Ländern über gemeinsame Schritte beraten. Geplant sei eine »Südschienenkonferenz« am 11. September in München, teilte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Samstag mit. Eingeladen seien die Gesundheits- und Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) ist derzeit auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz.

»Die Bundesregierung droht ein wichtiges Zeitfenster für die Arzneimittelversorgung diesen Winter zu verschlafen«, sagte Holetschek. »Gleiches gilt für die erforderliche Sicherstellung der Versorgung mit Medizinprodukten.« Solange es bundesweit an Antibiotika und Krebsmitteln mangele, dürfe Deutschland »nicht untätig sein«. Deshalb wolle er mit den Ministern aus den drei Ländern über notwendige Maßnahmen beraten.

Ärzte und Pharmahandel hatten Anfang August vor neuen Arzneimittel-Engpässen im Herbst und Winter gewarnt. »Es ist zu befürchten, dass bei hohen Infektionswellen wie im vergangenen Jahr Eltern wieder durch die halbe Stadt laufen müssen, um Fiebersäfte oder Antibiotika zu bekommen«, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Auch die Verbände der Apotheker und des Pharmagroßhandels hielten weitere Engpässe für möglich.

Nach einer Infektwelle im vergangenen Herbst waren Engpässe bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften eskaliert. Probleme hatte es auch bei Krebsmitteln und Antibiotika gegeben. Die Bundesregierung reagierte mit neuen Regelungen.

Das im Juli verabschiedete Gesetz macht Vorräte von mehreren Monatsmengen für vielgenutzte Arzneimittel zur Pflicht. Preisregeln sollen gelockert werden, damit sich Lieferungen nach Deutschland für Hersteller mehr lohnen. BVKJ-Präsident Fischbach sagte jedoch, die Reform werde »definitiv nicht durch diesen Winter helfen und springt womöglich auch auf Dauer zu kurz«. Arzneimittel-Engpässe legten auch die Praxen teilweise lahm, weil Mitarbeiter am Telefon etliche Apotheken abklappern müssten, um die benötigten Medikamente aufzutreiben. »Wir blicken daher mit Sorge auf Herbst und Winter.«

© dpa-infocom, dpa:230902-99-48347/2