Ein Nachfrage-Boom nach Notstromaggregaten hat beim Antriebssysteme- und Großmotorenhersteller Rolls-Royce Power Systems im vergangenen Jahr für ein ordentliches Wachstum gesorgt. Der um Sondereffekte bereinigte Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf rund 3,3 Milliarden britische Pfund (3,9 Milliarden Euro), wie das Unternehmen mit britischem Mutterkonzern und Hauptsitz in Friedrichshafen am Freitag mitteilte. Der bereinigte Gewinn kletterte von 242 auf 281 Millionen britische Pfund (330 Millionen Euro) im Jahr 2022.
Das Geschäft mit Panzermotoren wuchs lediglich von neun auf zehn Prozent. Power Systems produziert am Bodensee die Motoren für bekannte Modelle wie den Leopard 2 oder den Puma. Große Aufträge der Bundesregierung seien bisher noch nicht eingegangen. Arbeitsdirektorin Thelse Godewerth wünschte sich konkrete Zusagen aus Berlin. Die seien für eine Planungssicherheit dringend notwendig, sagte sie.
Investiert habe das Unternehmen schon, um die Produktion bei Bedarf ausweiten zu können. Dafür seien im vergangenen Jahr 40 Stellen geschaffen und besetzt worden. Ein zweistelliger Millionenbetrag sei in die Materialbeschaffung investiert worden. »Um schnellstmöglich liefern zu können, brauchen wir konkrete Zusagen und Aufträge aus der Politik«, betonte Godewerth.
Unter der Marke MTU vertreibt Rolls-Royce Power Systems neben Panzermotoren auch schnelllaufende Antriebssysteme für Schiffe sowie schwere Land- und Schienenfahrzeuge. Auch Stromkraftwerke gehören zum Portfolio. Mit Dieselaggregaten sichern sich etwa Krankenhäuser, Rechenzentren oder Flughäfen vor möglichen Stromausfällen ab. Der große Run auf die Notstromaggregate hatte laut Sprecher schon vor dem Ukraine-Krieg begonnen. Die Nachfrage nach Jacht-Motoren sei auch deutlich gestiegen.
»Unser Geschäft brummt. Damit sind wir ein großer Wachstumsmotor für unseren Konzern«, sagte Vorstandschef Jörg Stratmann mit Blick auf den britischen Triebwerkshersteller und Mutterkonzern Rolls-Royce, der nichts mehr mit den Luxusautos zu tun hat. Mit einem Wachstum von 34 Prozent sei die Auftragslage so gut wie nie. Die Auftragsbücher seien bereits zu 76 Prozent gefüllt. Das Volumen habe mit 4,3 Milliarden Pfund (umgerechnet 5,2 Milliarden Euro) einen Rekord erreicht.
»Wir sind gut, aber wir können es noch besser«, so Stratmann weiter mit Blick auf die in London angekündigte konzernweite Transformation. Der neue Chef des Mutterkonzerns, Tufan Erginbilgic, hatte eine umfassende Überprüfung aller Abläufe und Kosten angekündigt. Ziel sei mehr Effizienz, hatte er am Donnerstag gesagt. Power Systems beschäftigt rund 9500 Mitarbeiter, die meisten davon am Bodensee.
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