Trainer Oliver Glasner wollte den schwachen Auftritt von Eintracht Frankfurt bei der Generalprobe für das Champions-League-Gastspiel beim SSC Neapel nicht schönreden. »Das flüssige Spiel geht uns nicht so leicht von der Hand, wir müssen uns derzeit vieles hart erarbeiten. Wir wollten mehr, müssen das Remis aber akzeptieren«, sagte Glasner über das 1:1 (0:0) im 100. Bundesligaduell gegen den VfB Stuttgart.
Der 48 Jahre alte Fußball-Lehrer rätselt derzeit über die Gründe für die Schwächephase der Hessen. »Wir haben die beste Bundesliga-Hinrunde der Vereinsgeschichte gespielt, stehen erstmals im Achtelfinale der Champions League, sind im Viertelfinale des DFB-Pokals dabei - und haben kein Selbstvertrauen. Wir sind Trottel«, sagte Glasner.
Im Rennen um einen Champions-League-Platz bedeutete das Remis einen weiteren Rückschlag. Mit 40 Zählern bleiben die Hessen Tabellensechster und drohen den Anschluss an das Spitzenquartett zu verlieren. »Wir hatten das Ziel, heute zu gewinnen. Das haben wir nicht gemacht«, stellte Sportvorstand Markus Krösche fest und haderte: »Wir haben unnötig Punkte liegen lassen.«
Ähnlich war die Gefühlslage bei Sebastian Rode: »Momentan ist es nicht einfach. Aber es gibt solche Phasen innerhalb einer Saison.« Vor 50 000 Zuschauern brachte der Eintracht-Kapitän sein Team in der 55. Minute in Führung, die aber keinen Bestand hatte.
Silas (75.) gelang der Ausgleich für die Stuttgarter, die trotz des Teilerfolges mit 20 Punkten auf den Abstiegsrelegationsplatz 16 abrutschten. »Es ist sehr schade, wir hätten gerne drei Punkte mitgenommen. Die wären mit einem Quäntchen Glück auch drin gewesen. Wir nehmen trotzdem einiges Positive mit«, sagte VfB-Trainer Bruno Labbadia.
Vor dem Anpfiff hatte die Eintracht einen kleinen juristischen Erfolg vermeldet. Demnach hat das zuständige Verwaltungsgericht in Italien dem Antrag der Hessen auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den verhängten Fan-Ausschluss für das Champions-League-Spiel in Neapel stattgegeben. »Das würde einen Riesenschub geben«, sagte Rode. Allerdings kann die Präfektur Neapel dagegen in Berufung gehen, hieß es weiter.
Die Aussicht auf Fan-Unterstützung am kommenden Mittwoch beflügelte die Eintracht-Profis aber überhaupt nicht. Der Favorit tat sich gegen disziplinierte und kompakte Stuttgarter von Beginn an schwer. Zwar hatten die Hessen etwas mehr vom Spiel, Chancen konnten sie sich in der ersten Halbzeit aber nicht herausspielen.
Im Mittelfeld fehlte es den Hausherren an kreativen Ideen, zudem wurde Torjäger Randal Kolo Muani von Konstantinos Mavropanos weitgehend abgemeldet. Der 25-Jährige demonstrierte mit einer starken Vorstellung, warum er offenbar auf dem Wunschzettel der Eintracht für einen Transfer im Sommer steht. Da auch die Schwaben keine Gefahr ausstrahlten, wies die Statistik zur Pause für beide Teams null Schüsse auf das jeweils gegnerische Tor aus.
Nach dem Wechsel agierte die Eintracht etwas schwungvoller und belohnte sich mit der Führung. Nach einem zu kurz abgewehrten Schuss von Djibril Sow landete der Ball bei Rode, der den Ball aus halbrechter Position mit viel Gefühl ins lange Eck lupfte. »Ich wollte eigentlich flanken. Mit viel Glück ist der Ball reingegangen«, räumte der Torschütze nach dem Abpfiff ein. Der bis dahin beschäftigungslose VfB-Torwart Fabian Bredlow war machtlos.
Gäste-Trainer Labbadia reagierte mit einem Dreifach-Wechsel auf den Rückstand und tauschte die komplette Offensivabteilung aus. Das zahlte sich aus, denn eine Viertelstunde vor Schluss durften die Gäste jubeln. Der eingewechselte Silas wurde bei einem Konter schön freigespielt und überwand Eintracht-Torwart Kevin Trapp mit einem Flachschuss ins lange Eck. In der Schlussphase war der VfB sogar die aktivere Mannschaft, der Siegtreffer gelang aber nicht mehr.
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