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Re-Fuels sollen Verkehr umweltfreundlicher machen

Neben E-Mobilität sind Re-Fuels die Hoffnungsträger für einen abgasärmeren Verkehr. In Baden-Württemberg will man nach einer gründlichen Testung dieses Treibstoffes in die Produktion im industriellen Maßstab gehen.

In Baden-Württemberg soll eine der bundesweit größten Anlagen zur Herstellung von regenerativ hergestellten synthetischen Kraftstoffen entstehen. Das ist das Ergebnis des Projektes »reFuels - Kraftstoffe neu denken«, das am Montag in Karlsruhe vorgestellt wurde. Nachdem feststehe, dass Re-Fuels die EU-Emissions- und Qualitätsstandards einhielten, den CO2-Ausstoß um bis zu 90 Prozent reduzierten und an den üblichen Tankstellen getankt werden könnten, stehe einer Herstellung im größeren Maßstab nichts mehr entgegen, erläuterte Projektleiter Olaf Toedter am Montag. Für rund 100 Millionen Euro soll eine Anlage mit einer Kapazität von 50.000 Tonnen auf dem Gelände einer Raffinerie gebaut werden, sagte der Ingenieur des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).

Re-Fuels haben die gleiche Energiedichte wie fossile Kraftstoffe und gelten neben dem Ausbau von Elektroantrieben als wichtiger Baustein einer CO2-neutralen Mobilität. Re-Fuels lassen sich aus kohlenstoffhaltigen Reststoffen der Land- und Forstwirtschaft, aus Industrie- und Siedlungsabfällen sowie durch die direkte Umwandlung von CO2 und nachhaltig erzeugtem Wasserstoff herstellen. Die Vorprodukte sollen in Ländern mit mehr Sonne und Wind wie Chile, Südspanien und Marokko hergestellt werden. Die eigentliche Produktion soll in heimischen Raffinerien stattfinden.

Auf flüssige Kraftstoffe werde man im Schwerlastverkehr, der Schiff- und Luftfahrt, aber auch in der Auto-Bestandsflotte nicht verzichten können, sagte Thomas Hirth, Vizepräsident für Transfer und Internationales des KIT. Anders als das heute schon fossilen Kraftstoffen beigemengte, aus Zuckerrübe oder -rohr hergestellte Ethanol konkurrierten Re-Fuels nicht um für Nahrungsmittel vorgesehene Agrarflächen. Außerdem gebe es anders als beim Ethanol für die 260 Millionen Autofahrer in der EU absolute Klarheit, dass sie mit ihrem Pkw unschädlich von fossilen Kraftstoffen auf Re-Fuels umsteigen könnten, sagte Toedter.

An dem Projekt arbeiten sechs Institute des KIT mit zahlreichen Partnern aus Energiewirtschaft, Mineralöl-, Automobil- und Zulieferindustrie unter dem Dach des Strategiedialogs Automobilwirtschaft des Landes Baden-Württemberg zusammen. Zwei Pilot- und weitere Technikanlagen des KIT lieferten regenerative Kraftstoffe. Diese wurden aufbereitet und in Versuchsmotoren und Fahrzeugen getestet. Resümee der Wissenschaftler: voll und ganz alltagstauglich.

Die FDP forderte einen Einstieg in die industrielle Produktion. Grün-Schwarz solle mit gutem Beispiel vorangehen und die Dienstfahrzeuge des Landes auf Re-Fuels umstellen, sagte der liberale Verkehrsexperte Christian Jung.

KIZ zu r-Fuels

© dpa-infocom, dpa:220919-99-821296/4