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Rathauschefs machen Druck: Deutsch-französischer Zugverkehr

Mit der Bahn von Freiburg direkt ins elsässische Colmar fahren - das bleibt vorerst Zukunftsmusik. Bürgermeister von beiden Seiten des Rheins fordern deutlich Tempo beim grenzüberschreitenden Bahnausbau.

Mehr Tempo beim Bahnausbau am Rhein gefordert
Ein Zug mit dem Fahrtziel Straßburg fährt in den Bahnhof Kehl ein. Foto: Philipp von Ditfurth
Ein Zug mit dem Fahrtziel Straßburg fährt in den Bahnhof Kehl ein.
Foto: Philipp von Ditfurth

Kommunalpolitiker aus Deutschland und Frankreich machen gemeinsam Druck für bessere Bahnverbindungen zwischen beiden Ländern. »Wir brauchen endlich eine echte grenzüberschreitende Mobilität«, forderte der Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) nach einem Treffen mit Amtskolleginnen und -kollegen aus beiden Ländern in Straßburg am Donnerstag.

Die Straßburger Rathauschefin und Gastgeberin Jeanne Barseghian sagte, angesichts des Klimawandels müsse vor allem der Zugverkehr in der Oberrheinregion ausgebaut werden. »Es ist der geeignete Moment, um zu handeln.« Außer Horn waren mehrere deutsche Rathauschefs in die elsässische Metropole gekommen, unter ihnen der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD).

Besonders im Fokus steht die geplante Bahnstrecke von Freiburg ins elsässische Colmar, über die seit Jahren debattiert wird. Die Gesamtkosten dafür werden im Elsass auf rund 300 Millionen Euro beziffert. »Auf der Rheinbrücke bei Breisach fahren täglich 15.000 bis 20.000 Pkw, dazu kommen noch Lastwagen«, sagte Horn mistraßburgt Blick auf Umweltbelastungen in der Region.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte in Stuttgart, das Land unterstütze die Initiativen der Kommunen beiderseits der Grenze. Er bedauere, dass Berlin das wichtige Vorhaben Freiburg-Colmar nicht - wie die Franzosen - als transeuropäisches Verkehrsnetz (TEN-V) in Brüssel angemeldet habe. Der Bund sei gefragt, sich weiter zu engagieren: »Es reicht nicht, dass nur die großen grenzüberschreitenden Schienenstrecken in Europa gefördert werden«, erklärte der Grünenpolitiker.

»Wir sind unzufrieden mit der Geschwindigkeit, der Taktung, der Zuverlässigkeit und der Pünktlichkeit«, bilanzierte Horn mit Blick auf den grenzüberschreitenden Zugverkehr. Die Taktung auf der bestehenden Strecke zwischen Freiburg und dem elsässischen Mulhouse (Mülhausen) sei beispielsweise schlechter als noch vor Jahren. Es gebe kaum noch durchgehende Verbindungen. Er werde deshalb mit seiner Kollegin aus Mulhouse einen gemeinsamen Brief an die Hauptstädte schreiben. Mentrup sagte, aus Karlsruher Sicht seien die Reaktivierung der Bahnstrecke Rastatt-Haguenau und das Sanieren und Elektrifizieren der Strecke Lauterbourg-Straßburg besonders wichtig.

Die Verbindung Freiburg-Colmar mit dem Wiederaufbau einer im Zweiten Weltkrieg zerstörten Rheinbrücke bei Breisach wurde beim Abschluss des Aachener Freundschaftsvertrags zwischen Deutschland und Frankreich 2019 explizit als ein vorrangiges Vorhaben genannt. Der französische Staatschef Emmanuel Macron und die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) unterschrieben damals den Vertrag.

Anlass für das Treffen war das 60-jährige Jubiläum des Élysée-Freundschaftsvertrags zwischen Frankreich und Deutschland am Sonntag.

Europäische Gebietskörperschaft Elsass zu Bahnprojekt Colmar-Freiburg

Mitteilung Minister Hermann

© dpa-infocom, dpa:230119-99-281231/4