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Rammler-Rekord im Südwesten: So viele Hasen wie noch nie

Seit Jahren gilt der Feldhase als gefährdet. Jetzt gibt es Hoffnung für die Langohren: Sie erleben in Baden-Württemberg einen kleinen Aufschwung.

Feldhase
Ein Feldhase läuft über einen Acker. Foto: Boris Roessler
Ein Feldhase läuft über einen Acker.
Foto: Boris Roessler

Der baden-württembergische Landesjagdverband hat wenige Tage vor Ostern eine frohe Botschaft parat: Seit Beginn der Zählungen im Jahr 2001 sind auf den Feldern und Wiesen im Südwesten noch nie so viele Feldhasen gehoppelt wie 2021. »Das ist sehr erfreulich«, sagte Klaus Lachenmaier vom Landesjagdverband.

Für die Feldhasen ist der Höchstwert ein kleines Erfolgserlebnis in schwierigen Zeiten. Nach der Roten Liste des Bundesamtes für Naturschutz wird der Feldhase in Deutschland als gefährdet eingestuft. In den 70er Jahren sei der Bestand Schätzungen zufolge schon einmal deutlich höher gewesen als zurzeit - allerdings habe es damals noch keine Zählung gegeben, sagte Lachenmaier. »Seit den 80er Jahren sind die Zahlen stark zurückgegangen«, sagte er weiter. Grund seien die intensivere Landwirtschaft und schlechtere Lebensbedingungen für die Feldhasen. Außerdem seien Feinde hinzugekommen. »Den Waschbären und den Marderhund zum Beispiel gab es in den 70er Jahren noch gar nicht.«

Bei der Zählung im Frühjahr sowie im Herbst des vergangenen Jahres lebten nach Angaben des Landesjagdverbandes im Schnitt 16 Feldhasen auf einem Quadratkilometer. Das sind zwei Tiere mehr als noch 2020. Die Zahlen setzen sich laut Verband aus mehr als 100 Revieren in Baden-Württemberg zusammen. Das Wetter sei gut gewesen für die Feldhasen: Der Winter 2020/2021 sei mild gewesen und habe zu geringen Verlusten geführt. »Der schleichende klimatische Wandel macht sich spürbar«, sagte Lachenmaier.

Die regionalen Unterschiede im Bestand sind allerdings groß, wie aus den Zahlen hervorgeht. Während beispielsweise in Nordbaden der Bestand mit teilweise mehr als 30 Hasen pro Quadratkilometer hoch ist, leben im Schwarzwald nicht einmal zehn Langohren pro Quadratkilometer. »Je kühler es in den Regionen ist und je höher sie liegen, desto geringer die Dichte«, sagte Lachenmaier.

Im bundesweiten Vergleich schneidet Baden-Württemberg durchschnittlich ab. Deutschlandweit lebten im vergangenen Frühjahr 16 Feldhasen pro Quadratkilometer, wie der Deutsche Jagdverband mitteilte.

Die Jäger zählen die Hasen zweimal im Jahr, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. So überprüfen sie, wie viele Junghasen überlebt haben. Die Daten werten Wissenschaftler für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) aus. Damit dokumentieren Jäger und Wissenschaftler seit 2001, wie sich Feldhasenbestände entwickeln.

Der Verein Wildtierschutz Deutschland hält die Ergebnisse der Jagdverbände für unseriös. Es würden lediglich Jäger oder Jagdpächter an der Zählung teilnehmen, in deren Revieren Feldhasen vorkommen. Die Zahlen seien somit nicht repräsentativ, teilte der Verein mit.

Für die Jagd auf Feldhasen habe der neue Höchstwert im Südwesten keine Auswirkungen, sagte Lachenmaier. Es handele sich bei den steigenden Zahlen nur um Nuancen, so dass der Feldhase von den Jägern weiterhin geschont werde.

Dem Landesbauernverband Baden-Württemberg bereitet der neue Höchstwert keine Sorgen, wie Verbandssprecherin Ariane Amstutz sagte. Im Gegenteil: Seit 2016 gebe es eine sogenannte »Allianz für Niederwild«. Das Bündnis besteht nach Angaben des Landesjagdverbandes unter anderem aus Jägern, Naturschützern, Kommunen, Landwirten und Behörden in Baden-Württemberg und setzt sich beispielsweise für den Erhalt des Feldhasen sowie gegen den Verlust seiner Lebensräume ein. »Die Zahlen zeigen, dass sich solche Initiativen lohnen«, sagte Amstutz.

Mitteilung des Deutschen Jagdverbandes

© dpa-infocom, dpa:220408-99-842825/6