Die Landeschefs der baden-württembergischen Grünen haben sich skeptisch über eine mögliche Rückkehr des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer (parteilos) zu seiner ehemaligen Partei gezeigt. Palmer habe jegliche Brücken, die man versucht habe zu bauen, selbst eingerissen, sagten Lena Schwelling und Pascal Haggenmüller am Montag. »Neue, stabile Brücken zu bauen, erscheint uns vor dem Hintergrund der tiefen Gräben eine Mammutaufgabe zu sein, die beiden Seiten sehr viel abverlangen würde und sicher nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen wäre.« Das gelte insbesondere vor dem Hintergrund, dass Palmer entschieden habe, bei den Kommunalwahlen für die Freie Wähler Vereinigung (FWV) im Wahlkreis Tübingen für einen Sitz im Tübinger Kreistag zu kandidieren.
Zuvor hatte es Signale der Annäherung zwischen dem Tübinger Oberbürgermeister und seiner ehemaligen Partei gegeben. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sagte, er würde sich wünschen, dass es einen Weg zurück gebe. »Menschen für immer abschreiben, das sollte man ganz selten machen«, sagte der Grünen-Politiker bei einer Veranstaltung der »Zeit«-Verlagsgruppe in Hamburg.
Auch Palmer selbst kann sich eine Rückkehr zu den Grünen vorstellen. »Eine Entwicklung, an deren Ende ich wieder respektiertes Mitglied der Grünen sein könnte, wäre für beide Seiten gut«, sagte der parteilose Politiker der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage am Sonntag. »Ich schätze Cem Özdemir sehr und freue mich über seine versöhnlichen Worte.«
Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in Tübingen und eckt immer wieder mit politischen Aussagen an. Im Mai vergangenen Jahres war Palmer nach einem Eklat um die Verwendung des N-Wortes bei einer Migrationskonferenz in Frankfurt bei den Grünen ausgetreten. Schon vorher hatte seine Mitgliedschaft wegen anderer umstrittener Äußerungen geruht. Nach einer Auszeit änderte er unter anderem die Regeln für Kommentare auf seinem Facebook-Profil.
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