Der Sportwagenbauer Porsche nimmt sich vor dem geplanten Börsengang für die kommenden Jahre viel vor. Das Management um Chef Oliver Blume will vor allem von der zunehmenden Zahl reicher Personen profitieren, aber auch am Schwenk zu reinen Elektroautos verdienen. Dafür geht das Unternehmen in manchen Bereichen auch von der Wolfsburger Konzernmutter Volkswagen getrennte Wege: Die Software für die eigenen Elektroautos soll wegen Verzögerungen bei der VW-Softwaretochter Cariad erstmal in Eigenregie entstehen.
Am Montag gab Porsche auf einer Investorenveranstaltung einen vertieften Einblick in die eigenen Finanzen und die Pläne für die kommenden Jahre - vor allem, um mögliche Aktionäre von dem Autobauer zu überzeugen. Ziel von Blume und auch von VW-Chef Herbert Diess ist es, eine möglichst hohe Bewertung des Unternehmens zu erzielen, wenn wie geplant im vierten Quartal die Aktien an der Börse notiert werden. Denn VW will viel Geld durch den Anteilsverkauf einspielen, um die nötigen Investitionen in die eigenen Elektropläne stemmen zu können.
Porsche-Finanzchef Lutz Meschke stellte in Aussicht, langfristig einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) in Höhe von 20 Prozent des Umsatzes erreichen zu können, vergangenes Jahr kam Porsche auf 16 Prozent. Solche Margen sind nur im oberen Luxusbereich mit entsprechenden Verkaufspreisen zu holen. Die Firma aus Stuttgart-Zuffenhausen sieht sich im Bereich von 100.000 Euro und mehr je Auto gut aufgestellt.
Blume will den Kundinnen und Kunden Luxus bieten, aber nicht zu einem Nischenanbieter werden. Der Spagat zwischen höheren Verkaufszahlen und Exklusivität wird aber kein Selbstläufer. »Masse war nie unser Antrieb und wird es auch nicht werden«, versprach der Manager. Der Hersteller will den Umsatz in der mittleren Frist weiter spürbar steigern, in den kommenden Jahren um sieben bis acht Prozent im jährlichen Schnitt. Als Marge peilt Porsche dabei zwischen 17 und 19 Prozent an. Mit dem derzeitigen Marktanteil fühlt sich das Management den Aussagen zufolge wohl.
Basis ist ein geplantes Wachstum von bis zu 18 Prozent auf 38 bis 39 Milliarden Euro Erlös in diesem Jahr. Nach 16 Prozent im Vorjahr soll die operative Marge zwischen 17 und 18 Prozent liegen. Damit könnte Porsche bis zu rund sieben Milliarden Euro Betriebsgewinn erreichen.
Schub bei der Rendite soll auch von den neuen Elektroboliden kommen. Meschke sieht für Porsche bei den Käufern von Elektromodellen noch mehr Preisgestaltungsmacht als ohnehin schon bei den Verbrennern des Konzerns. Nach dem Macan und dem Cayenne plant Porsche einen dritten, noch darüber angesiedelten Stadtgeländewagen (SUV), der vollelektrisch und laut Blume »sehr sportlich« ausfallen soll und in Leipzig gebaut werden wird. Ende des Jahrzehnts sollen acht von zehn verkauften Porsches vollelektrisch sein.
Nach vielen Jahren unter dem Konzerndach von VW könnte Porsche über einen Börsengang wieder an Eigenständigkeit gewinnen. Das Aktienkapital soll zur Hälfte in stimmberechtigte Stamm- und stimmrechtslose Vorzugsaktien aufgeteilt werden. Bis zu ein Viertel der Vorzugsaktien will VW an der Börse platzieren.
Dass sich der Autobauer Porsche derzeit ein Stück weit aus dem Konzernkorsett löst, zeigt sich auch in der bereits zurechtgestutzten Zusammenarbeit mit der VW-Softwaretochter Cariad. Deren Softwareplattform mit der Bezeichnung »2.0« für die breite Anwendung im Gesamtkonzern kommt den Porsche-Managern im Jahr 2026 viel zu spät - denn der neue vollelektrische Macan soll 2024 auf den Markt kommen. So hat sich Porsche in dem Bereich von der für VW-Belange gedachten Softwaresuite losgesagt und setzt zunächst auf die fast fertige Softwareplattform »1.2«, die eigens für Porsche angepasst wird.
Für Software zum Autonomen Fahren habe sich Porsche mit namhaften Tech-Konzernen in den USA und China verabredet, sagte Finanzchef Meschke. Konkrete Namen wollte er noch nicht nennen. Zur angedachten weiteren Industriekooperation mit dem VW-Konzern soll es in den kommenden Wochen Neuigkeiten geben, wie Blume sagte.
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