Der Autobauer Porsche hat inmitten eines schwierigen Marktumfelds einen ordentlichen Börsenstart hingelegt. Kurz nach dem Handelsstart am Donnerstag kletterte die Aktie des Autobauers um knapp zwei Prozent über den Ausgabepreis auf 84,00 Euro. Die Vorzugsaktien der Konzernmutter Volkswagen sackten hingegen deutlich um über 5 Prozent ab. Mit einem Erlös von 9,4 Milliarden Euro für Volkswagen ist es der größte deutsche Börsengang seit der Telekom 1996.
»Heute geht für uns selbst ein großer Traum in Erfüllung«, sagte Porsche-Chef Oliver Blume am Donnerstag an der Frankfurter Börse, der seit September auch an der Spitze von Volkswagen steht. VW-Finanzchef Arno Antlitz erklärte: »Wir haben heute bewiesen: Volkswagen kann Kapitalmarkt - auch in einem herausfordernden Markt-Umfeld.«
Zwar sackte der erste Preis für Porsche kurz danach wieder auf 82,72 Euro ab - der Ausgabepreis von 82,50 Euro konnte aber verteidigt werden. Bis zum Mittag stieg der Kurs zeitweise auf über 86,00 Euro. Der deutsche Leitindex Dax rang am Donnerstag weiter mit der 12.000 Punkte-Marke und war am Vortag zwischenzeitlich auf das Niveau vom November 2020 gesunken.
»Der Sportwagenbauer Porsche hat in äußerst unsicheren Zeiten den Schritt auf das Frankfurter Parkett gewagt«, betonte der Marktexperte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. In einem Börsenjahr, in dem der Dax wegen Inflationssorgen, Rezessionsängsten und geopolitischer Unsicherheit bislang knapp 25 Prozent verloren hat, sei die Erstnotiz »kein Knaller, aber ein Erfolg«. Auch Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners zeigte sich am Morgen beeindruckt davon, dass ein Börsengang von dieser Dimension in diesen schwierigen Zeiten überhaupt möglich ist.
Porsche war zwischenzeitlich fast so viel wert wie die Konzernmutter Volkswagen: Während die Stuttgarter bis zum Mittag über 77 Milliarden Euro Marktkapitalisierung erreichten, rauschte der Börsenwert von VW in den Keller und kam auf knapp 80 Milliarden Euro. Porsche wurde damit auch deutlich höher bewertet als die Konkurrenten BMW oder Mercedes-Benz.
Der Ausgabepreis je Vorzugsaktie war am Mittwoch mit 82,50 Euro festgelegt worden und lag damit am oberen Ende der vorab ausgegebenen Spanne von 76,50 bis 82,50 Euro je Wertpapier. Damit war angesichts der hohen Nachfrage von Seiten der Anleger bereits gerechnet worden. Insgesamt werden knapp 114 Millionen Vorzugsaktien platziert. Darin enthalten sind rund 15 Millionen Aktien für Mehrzuteilungen.
Der Löwenanteil der Aktien ging laut Porsche an große Investoren. Privatanleger erhielten lediglich 7,7 Prozent des Platzierungsvolumens. Wegen der Überzeichnung des Angebots hätten nicht alle privaten Aktionäre berücksichtigt werden können, hieß es. Schon im Vorfeld hatten sich vier Ankerinvestoren, darunter VW-Großaktionär Katar, knapp 40 Prozent der Anteile gesichert.
Aus Sicht der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz war die geringe Betiligung von Kleinanlegern erwartbar gewesen. »Ich denke auch, dass es angesichts dieser schwachen Börsenzeiten ganz gut ist, dass man nicht zu viel direkt auf einmal in den freien Markt gegeben hat. Dann wäre der Kurs insgesamt sicherlich gefährdeter«, sagte Präsident Ulrich Hocker der dpa.
Das Grundkapital der Porsche AG war in der Vorbereitung zum Börsengang zur Hälfte in stimmrechtslose Vorzugs- und stimmberechtigte Stammaktien aufgespalten worden. Ein Viertel der Vorzüge - also in etwa ein Achtel aller Anteile - gingen nun in den Verkauf. Dazu erhält die Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) 25 Prozent plus eine Aktie der Stämme für einen Kaufpreis von 88,69 Euro.
Die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte PSE bekommt damit eine Sperrminorität und damit Einfluss auf wichtige Entscheidungen. Insgesamt fließen durch den Deal nochmal 10,1 Milliarden Euro in die Kassen der Volkswagen AG. Den Großteil des Kaufpreises will die PSE mit Fremdkapital finanzieren. Die im Dax notierte Aktie der PSE stürzte am Montag zeitweise um neun Prozent ab.
Mit den Einnahmen will Volkswagen unter anderem Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und Digitales finanzieren. Knapp 49 Prozent der Erlöse könnten an die VW-Aktionäre gehen - darüber soll eine außerordentliche Hauptversammlung im Dezember abstimmen. Auch den VW-Beschäftigten im Haustarif und in Sachsen winken 2000 Euro Bonus. Porsche gab die Höhe eines möglichen Bonus für die Mitarbeiter noch nicht offiziell bekannt.
Die Stuttgarter erhoffen sich von dem Gang aufs Parkett einen Schritt zu wieder mehr Eigenständigkeit. Im Jahr 2008/2009 hatten die Stuttgarter versucht VW zu übernehmen - das scheiterte und die Niedersachsen schluckten ihrerseits den Sportwagenbauer. Seither gilt Porsche als Renditeperle im VW-Konzern.
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