Logo
Aktuell Land

Polizei: Zwölfjähriger beschmiert Plakate mit Nazi-Symbolen

Ein zwölf Jahre altes Kind hat zugegeben, Plakate einer Holocaust-Ausstellung auf dem Schulhof der Jerg-Ratgeb-Realschule in Herrenberg (Kreis Böblingen) mit Nazi-Symbolen beschmiert zu haben. »Aufgrund der Umstände ist nicht von einer politischen Motivation auszugehen«, hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Auch der Staatsschutz wurde eingeschaltet. Die Schule erstattete Anzeige.

Blaulicht
Ein Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeifahrzeugs. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/DPA
Ein Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeifahrzeugs.
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/DPA

Der deutsch-italienische Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano hat der Schule 20 großformatige Plakate mit Überlebenden des Holocausts zur Verfügung gestellt. Vier davon wurden in der Nacht zum Dienstag beschmiert, unter anderem mit Hakenkreuzen. Der Schaden an den Bildern beläuft sich nach Angaben des Künstlers auf etwa 2000 Euro.

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume kündigte an, die Schule am Mittwoch zu besuchen. Er zeigte sich von den Schmierereien, die vermutlich in der Nacht zum Dienstag angebracht wurden, entsetzt.

Toscano hat für sein Erinnerungsprojekt »Gegen das Vergessen« mehr als 400 Holocaust-Überlebende getroffen und porträtiert. Seine Werke waren unter anderem in Kiew, New York, Washington und San Francisco zu sehen. »In Wien hat es im Jahr 2018 einen ähnlichen Anschlag auf meine Plakate gegeben«, sagte Toscano.

Die erst am Montag eröffnete Ausstellung wird nach den Worten von Toscano nicht abgebrochen, sondern geht wie geplant bis zum 13. Oktober auf dem Schulgelände weiter.

Oberbürgermeister Thomas Sprißler (parteilos) verurteilte den Vandalismus. »Es ist demütigend und respektlos, dass die Porträts der Zeitzeugen diffamiert wurden.« Herrenberg sei eine weltoffene Stadt geprägt von Vielfalt, Pluralität und Diversität.

Schulleiter Alexander Riegler zeigte sich tief betroffen. »Die Ausstellung dient dazu, die Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus wach zu halten und weiterzutragen. Und das werden wir weiter tun. Jetzt erst recht.«

PM der Polizei

© dpa-infocom, dpa:230926-99-341682/3