Erst drehte er auf der Autobahn 81 einfach um, dann lieferte er sich ein rund 70 Kilometer langes Verfolgungsrennen um Stuttgart mit der Polizei: Rund zehn Tage nach seiner wilden Fahrt hat die Polizei den mutmaßlichen Falschfahrer und Raser ermittelt. Es handle sich um einen 37-Jährigen aus dem Kreis Biberach, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag. Wie der Verdächtige hinter das Steuer des Sportwagens kommen konnte, war aber zunächst unklar - denn einen Führerschein besitzt er nicht. Zu den Tatvorwürfen schwieg er zunächst.0
Der Mann hatte am späten Abend des 20. Januar den hochmotorisierten Wagen an einem Stauende auf der A81 gewendet, war in falscher Richtung zurück nach Stuttgart und dann weiter auf der A8 Richtung München gerast - mit Formel-1-Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Stunde. Die Polizei fuhr ihm nach dem Eingang von Notrufen hinterher, verlor ihn zwischenzeitlich aus den Augen und verfolgte ihn schließlich mit einem Hubschrauber und 41 Streifenwagen. Dennoch konnte er bis Mühlhausen im Täle (Kreis Göppingen) gelangen, von der Autobahn abfahren, das Auto in einem Wohngebiet abstellen und zu Fuß flüchten. Der Wagen wurde sichergestellt.
Den knapp 200.000 Euro teuren Wagen hat ein Kfz-Händler aus dem Raum Biberach geleast. Der Verdächtige habe »berechtigt Zugriff auf den Schlüssel« gehabt, teilte die Polizei mit. Er sei weder eingebrochen noch habe er sich den Schlüssel illegal besorgt. In welcher Verbindung der Verdächtige zu der Firma steht, konnte eine Sprecherin aber nicht sagen. Ob er privat oder geschäftlich mit dem Unternehmen zu tun habe oder dort arbeite, sei Gegenstand der Ermittlungen. Er habe sich in der Firma aufhalten dürfen.
Auf einem Privatgelände zumindest hätte er auch ohne Fahrerlaubnis herumfahren dürfen. Weshalb der Mann keine hat, blieb zunächst unbekannt. Die Sprecherin konnte am Dienstag nicht angeben, ob er seinen Führerschein hatte abgeben müssen oder nie einen besessen hat. Daneben blieben viele weitere Fragen kurz nach Ermittlung des Verdächtigen offen, das Motiv für das verbotene Wendemanöver und die anschließende Flucht sei noch unklar, so die Polizei. Auch wie viele Personen außer dem Mann noch Zugriff auf den Sportwagen hatten und wie der Händler das Auto eingesetzt hat - etwa als Vorführ- oder Geschäftswagen - konnte die Sprecherin nicht sagen.
Welche verschiedenen Strafen dem rasenden Falschfahrer nun genau blühen, wurde zunächst nicht bekannt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurde der Mann nach Aufnahme der Personalien »belehrt« und wieder auf freien Fuß gesetzt.
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