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Plastikhund bellt für ein besseres Radwegenetz in Esslingen

Täuschend echt und lautstark bellt ein Plastikhund am Neckar gegen Fahrradfahrer auf dem Gehsteig an. Doch eigentlich richtet sich die Mahnung an die Stadtoberen, die Verkehrssituation in der Esslinger Innenstadt zugunsten von Radfahrern und Fußgängern zu verändern.

Bellender Plastikhund
Ein bellender Plastikhund steht an einem Gehweg. Foto: Bernd Weißbrod/DPA
Ein bellender Plastikhund steht an einem Gehweg.
Foto: Bernd Weißbrod/DPA

Wer als Fahrradfahrer in Esslingen auf dem Bürgersteig unterwegs ist, muss sich vor »Iwan dem Erschreckenden« in acht nehmen. Der Plastikhund mahnt vor der Alten Spinnerei mit lautem Gebell zur Einhaltung der Verkehrsregeln an, das heißt: Runter vom Gehweg. Er vermisse ein Verkehrskonzept, das »Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger quasi gleichberechtigt zum Zuge kommen lässt«, erklärt Initiator Werner Bolzhauser vom Verein »Kunst am Rande« die Aktion. Der 74-Jährige hofft, dass das Thema auch mit Blick auf die Kommunalwahl im kommenden Jahr im Rathaus wieder auf der Agenda steht.

Damit »Iwan« an seinem Stammplatz vor der Alten Spinnerei zur Tat schreitet, benötigt er etwas Hilfe. Während ein Vereinsmitglied nach Radfahrern späht, löst ein weiterer die lauten Bellgeräusche aus einer tragbaren Box aus, sobald der Betreffende auf zehn Meter herangekommen ist. Der Abstand soll verhindern, das jemand vor Schreck auf die Straße falle, so Bolzhauser. Auch auf dem Boden liegende Zettel mit der Aufschrift »Nur für Fußgänger« fungieren als frühzeitige Warnung.

Thomas Albrecht vom Fahrradclub ADFC in Esslingen kann Fahrradfahrer, die an der großen Kreuzung vor dem Vereinshaus den Gehweg nutzen, grundsätzlich verstehen, »die Straße daneben ist so ungemütlich und gefährlich«, sagt er. Die Stelle sei eine typische Lücke im Fahrradnetz der Stadt. Prinzipiell fehlt es jedoch nicht an Plänen für eine Verbesserung der Infrastruktur, sondern an der Umsetzung, so Albrecht. »Immer wenn es darum geht, dass man tatsächlich Platz schafft«, herrsche im Gemeinderat die Angst davor, den Autoverkehr zu Gunsten der Fahrradfahrer einzuschränken.

Bolzhauser sagt, die Hoffnung, dass das Rathaus ein neues Radwegekonzept auch umsetze, sterbe zuletzt. Sollte die - aktuell seit drei Wochen laufende - Aktion nachhaltig erfolgreich sein, spielt der Kunstverein bereits mit dem Gedanken der Familienplanung im Hundehaushalt. Ein von einem Bildhauer angefertigter Hund mit »stattlichen« 90 Zentimetern Größe soll demnach als Vaterhund fungieren und für den entsprechenden Respekt bei den Radfahrern sorgen.

© dpa-infocom, dpa:231009-99-494857/3