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Pflegen und Fällen: Stadtbäume wegen Trockenheit fragiler

Bäume in der Stadt sind Lebensraum für Vögel und Insekten, sie spenden Schatten, kühlen die Luft und produzieren Sauerstoff. Doch die Trockenheit schwächt die Bäume, macht sie anfällig und zum Sicherheitsrisiko. Was tun die Städte dagegen?

Stadtbäume in Baden-Württemberg wegen Trockenheit fragiler
Im Karlsruher Stadtteil Waldstadt ist ein Schild aufgestellt. Foto: Uli Deck
Im Karlsruher Stadtteil Waldstadt ist ein Schild aufgestellt.
Foto: Uli Deck

Trockenheit und Schädlinge setzen den Bäumen in den Städten im Südwesten seit Jahren ordentlich zu. Die Kommunen reagieren - etwa mit neuen Arten, die gepflanzt werden. Für die Stadtverwaltungen bedeutet das viel Arbeit, denn es geht auch um Sicherheit: Wenn kranke Bäume umstürzen oder Äste abfallen, kann das gefährlich für Passanten werden. Und so werden die Straßenbäume besonders gehegt, gepflegt - und auch gefällt.

Konnten sich die Bäume in den Städten über den Winter etwas erholen?

So richtig wird sich das in den meisten Fällen erst im Frühjahr und Sommer zeigen. In Mannheim und Karlsruhe habe es immerhin ausreichend Niederschlag gegeben, hieß es von den dortigen Stadtverwaltungen. »Unabhängig davon ist davon auszugehen, dass die Trockenheit der vergangenen Sommer bei einem Teil der Bäume bleibende Schäden verursacht hat«, teilte ein Sprecher der Stadt Mannheim der dpa mit. »Das konkrete Ausmaß der Schäden wird sich in den kommenden Jahren zeigen.« Grundsätzlich könnten ältere Bäume einen einzelnen trockenen Sommer verkraften. »Je mehr trockene Sommer aufeinander folgen, desto größer ist die Gefahr, dass Bäume Schaden nehmen.«

Beispielsweise in Heidelberg war es aber auch im Winter zu trocken. Ob sich das auf die Bäume auswirken wird, könne erst im Frühsommer beurteilt werden.

Motten und Pilze - Was den Bäumen noch zu schaffen macht

Mit der Trockenheit verlieren die Bäume an Vitalität - und werden damit geschwächt und anfälliger für Schädlinge. Ein »Dauerproblem« etwa in Mannheim und Freiburg ist die Kastanien-Miniermotte. In Heidelberg und Karlsruhe stellten die Experten vor allem Pilzbefall fest. Etwa die Buchen-Kohlenbeere an Buchen und das Diplodia-Triebsterben an Kiefern sorgten für große Verluste im Bestand, erklärte ein Sprecher der Stadt Karlsruhe.

Was bedeuten die fragilen Bäume für die Städte im Südwesten?

»Alle rund 90.000 Bäume werden regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf gepflegt, zurückgeschnitten oder gefällt, wenn sie nicht mehr standsicher sind«, sagte ein Sprecher der Stadt Mannheim der Deutschen Presse-Agentur. »Die Trockenheit in den letzten Jahren führt zusammen mit dem erhöhten Schädlingsaufkommen zu einem erheblichen Mehraufwand bei der Kontrolle und der Baumpflege.«

In Karlsruhe schätzen die Experten vom Gartenbauamt, dass sich die Zahl der Fällungen in den vergangenen vier Jahren jährlich jeweils um bis zu zehn Prozent erhöht hat. Allein zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 mussten demnach rund 1500 Bäume an Straßen und in Parkanlagen stadtweit gefällt werden.

Auch in Freiburg versucht man, Risiken mit regelmäßigen Kontrollen zu minimieren. Eine absolute Sicherheit vor Astbrüchen könne es aber nicht geben, hieß es beim Garten- und Tiefbauamt der Stadt. »Fällungen zum Zweck der Verkehrssicherung wird es vermutlich in zunehmenden Maße geben, wenn die Auswirkungen der vergangenen Hitzesommer sichtbar werden.« Ähnlich ist es in Heidelberg - es ist ein Balanceakt, wie eine Sprecherin schildert: Einerseits die Sicherheit, gleichzeitig liege der Stadt sehr viel daran, Bäume so lange wie möglich zu erhalten.

Totalausfälle verhindern - So steuern die Städte gegen

Um die Bepflanzung fit für die Zukunft zu machen, haben die Städte bereits umgesteuert und pflanzen einige andere Arten an. Einzelne Baumarten würden aufgrund der Erfahrung der vergangenen Jahre nicht mehr nachgepflanzt, hieß es beispielsweise in Karlsruhe. »Dies sind aber nur wenige. Die Strategie des Gartenbauamtes besteht darin, möglichst viele verschiedene und auch klimaresiliente Baumarten zu pflanzen, um Totalausfälle von Baumarten zu minimieren.«

In allen Städten wird nun ausprobiert, welche Arten vielleicht gut wachsen und gedeihen, die bislang beispielsweise eher im Mittelmeerraum heimisch sind und mit dem Klimawandel besser zurechtkommen.

In Mannheim teste man beispielsweise gerade die Traubeneiche, die Zerreiche und die Blumenesche, die alle eher in Südeuropa beheimatet sind. Wichtig ist aber auch der Boden und das sogenannte Baumquartier, in dem die Bäume stehen. Ein Sprecher der Stadt Mannheim erklärte, man achte etwa darauf, dass Materialien zum Einsatz kämen, die das Wasser besser speicherten und darauf, dass mehr Platz im Boden sei, damit sich die Wurzeln besser entfalten könnten.

© dpa-infocom, dpa:230220-99-662116/3