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Pflege im Heim wird teurer: Auch mit neuem Kostendämpfer

Die Kosten für Heimplätze in Baden-Württemberg bleiben weiterhin hoch. Am teuersten waren sie - noch ohne Zuschüsse betrachtet - laut der am Mittwoch vorgelegten Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zum 1. Juli im Südwesten mit durchschnittlich 2619 Euro im Monat. Am wenigsten kosteten sie in Sachsen-Anhalt mit 1700 Euro. In Baden-Württemberg war auch der Eigenanteil nur für die reine Pflege mit 1286 Euro ohne Zuschüsse am höchsten. Bundesweit am meisten für Unterkunft und Verpflegung zu zahlen war in Nordrhein-Westfalen mit nun 1085 Euro im Monat.

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Eine Pflegefachkraft hilft in der ambulanten Pflege einer Frau beim Umsetzen. Foto: Sebastian Gollnow
Eine Pflegefachkraft hilft in der ambulanten Pflege einer Frau beim Umsetzen.
Foto: Sebastian Gollnow

Insgesamt sind die selbst zu zahlenden Kosten für Pflegebedürftige im Heim weiter gestiegen - und auch neue Entlastungszuschüsse federn das laut einer Auswertung nur teilweise ab. Im ersten Jahr im Heim waren zum 1. Juli im bundesweiten Schnitt 2200 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig - 67 Euro mehr als noch zum 1. Januar. Die zu Jahresbeginn eingeführten Zuschläge steigen dabei mit längerem Heim-Aufenthalt und dämpfen Kostenzuwächse dann auch stärker.

In den Zuzahlungssummen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt - anders als die Krankenversicherung - nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner und Heimbewohnerinnen kommen aber noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu. Seit 1. Januar gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse zudem einen Entlastungszuschlag, der mit der Pflegedauer steigt. Der Eigenanteil nur für die reine Pflege sinkt so im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Allerdings ist der Eigenanteil für die reine Pflege nun weiter gestiegen - ohne Zuschuss im Schnitt auf 964 Euro nach 912 Euro zum 1. Januar. Die Zuschläge bremsten also nur diesen Anstieg. Zusammen mit den anderen Zuzahlungen zeigten sich vom 1. Januar zum 1. Juli weiter Kostensteigerungen: Im zweiten Heim-Jahr stiegen die selbst zu zahlenden Anteile unter dem Strich im Schnitt noch um 56 Euro auf 2007 Euro, im dritten Jahr um 45 Euro auf 1814 Euro, ab dem vierten um 32 Euro auf 1573 Euro. Ganz ohne Zuschüsse wären es im Schnitt für alle nun 2248 Euro als Zuzahlung, 69 Euro mehr als zum 1. Januar.

Hintergrund sind höhere Löhne, Lebenshaltungs- und Energiekosten, wie der Verband der Ersatzkassen erläuterte. Vorstandschefin Ulrike Elsner sagte, die Entlastung bei den Eigenanteilen sei besonders im ersten Jahr nur begrenzt spürbar. Sie werde durch die Steigerung der Pflegeentgelte marginalisiert. »Bei so hohen Eigenanteilen bleibt Pflegebedürftigkeit ein Armutsrisiko.« Eine nachhaltige politische Lösung für das Problem insgesamt werde dringend gebraucht. Auch die Länder stünden in der Verantwortung, endlich die Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Dies würde Pflegebedürftige aktuell um durchschnittlich 469 Euro pro Monat entlasten.

Ministerium zu Neuregelungen u.a. in der Pflege ab 1. Januar 2022

Portal »Pflegelotse« der Ersatzkassen mit Kosten in Pflegeheimen

Pressemitteilung Verband der Ersatzkassen

© dpa-infocom, dpa:220727-99-174730/3