Entdeckt wurden insgesamt drei Pfahlreihen in der Flachwasserzone an den Ufern der Insel. Die Archäologen vermuten, dass die Pfahlreihen in der Blütezeit des Inselklosters zur Lenkung des Schiffsverkehrs am Nordufer der Reichenau angelegt wurden. Sie seien bis zu vier Meter lang gewesen und seien aus dem Wasser gestanden. 1300 Pfähle seien bisher entdeckt worden. Die Experte gehen aber von ungefähr 2500 Stück aus. Die Stämme seien mit Metalläxten angespitzt worden.
Erste Hinweise auf Pfähle seien von Anwohnern und Fischern gekommen, sagte Unterwasserarchäologin Julia Goldhammer. Forschungstaucher haben die bis zu 600 Meter langen Reihen von 2019 an erkundet und Dutzende Proben genommen, die nun weiter untersucht würden. Weitere Ergebnisse sollen im Jahr 2024 im Rahmen einer großen Landesausstellung zur Reichenau präsentiert werden.
Die 440 Hektar große Bodenseeinsel war im Mittelalter ein bedeutendes europäisches Zentrum der Religion, Kunst, Literatur, Wissenschaft und Buchmalerei. Vom früheren Glanz zeugen heute vor allem drei romanische Kirchen sowie Reste des Benediktinerklosters.
Seit mehr als 20 Jahren gehört die Insel Reichenau (Landkreis Konstanz) zum Unesco-Weltkulturerbe. Bisher umfasst der geschützte Bereich die Fläche der Insel bis zur Uferzone. Das könnte sich nach der jüngsten Entdeckung aber ändern, wie Mittelalter-Experte Bertram Jenisch erklärte. Eine Ausweitung auf die Flachwasserzonen sei geboten. Auswirkungen auf die Schifffahrt und die Fischerei hat eine Erweiterung laut dem Archäologen nicht.
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