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Personalmangel: Krankenhäuser schließen Abteilungen

Die Kliniken schlagen Alarm, mal wieder: Denn sie schauen arg skeptisch in die Zukunft. Es fehlen Pflegekräfte, es fehlen Ärzte - und es fehlt Geld. Das hat teils absurde Folgen für Patienten.

Krankenhauspfleger
Ein Pfleger schiebt in einem Krankenhaus in Baden-Württemberg ein Bett in den Operationstrakt. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild
Ein Pfleger schiebt in einem Krankenhaus in Baden-Württemberg ein Bett in den Operationstrakt. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild

Stuttgart (dpa) - Der Mangel an guten Pflegern und qualifizierten Ärzten hat nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) für viele Kliniken ein existenzbedrohendes Ausmaß angenommen. »Die Folgen für die Versorgung der Menschen im Land sind mittlerweile deutlich spürbar«, sagt der BWKG-Vorsitzende Detlef Piepenburg. Mehr als zwei von drei Allgemeinen Krankenhäusern hätten in den vergangenen zwölf Monaten Betten oder Abteilungen wegen Personalmangels schließen müssen. Die genauen Ergebnisse der Halbjahres-Umfrage bei den Hospitälern will die Gesellschaft am Montagmorgen (11.00) in Stuttgart vorstellen.

Laut sogenanntem Indikator geben Geschäftsführer von 86,5 Prozent der Krankenhäuser und 88,6 Prozent der Reha-Kliniken sowie von 85 Prozent der Pflegeeinrichtungen an, es sei schwierig oder eher schwierig, Pflegefachkräfte zu finden. Die freien Stellen von Ärzten können demnach 69,3 Prozent der Krankenhäuser und sogar 84,4 Prozent der Reha-Kliniken nur schwer besetzen.

Zum Teil seien auch Betten in den Intensivstationen nicht belegt worden, in einigen Fällen länger als drei Tage im Monat, kritisierte Piepenburg. »Selbstverständlich werden im Notfall schwerkranke Patienten dennoch behandelt«, sagte der BWKG-Chef, der auch Landrat im Kreis Heilbronn ist. »Allerdings kann es sein, dass sie anschließend in ein weiter entferntes Krankenhaus verlegt werden müssen.«

Schuld seien die seit einem Jahr vorgeschriebenen Pflegepersonaluntergrenzen in den Abteilungen Intensivmedizin, Geriatrie, Kardiologie und Unfallchirurgie. Sie schreiben eine Mindestzahl an Pflegekräften pro Patient vor. In der Intensivmedizin darf eine Pflegekraft in der Tagschicht zum Beispiel nicht mehr als 2,5 Patienten betreuen. Krankenhäuser würden sogar wegen Verstoßes gegen diese Untergrenzen bestraft, wenn sie eine solche »Nothilfe« für andere Kliniken leisteten. »Das ist absurd«, sagte er. »Und das belastet in völlig ungerechtfertigter Weise die sowieso angespannte finanzielle Situation der Krankenhäuser.«

Immer komplizierter wird es laut BWKG-Umfrage auch, Krankenhauspatienten nach ihrer Entlassung in der ambulanten oder stationären Pflege versorgen zu lassen. Es fehle das Pflegepersonal, deshalb könnten Pflegeplätze nicht belegt werden. Pflegeplätze für psychisch auffällige oder suchtkranke Patienten fehlten ganz generell, sagte Piepenburg. Die Notlösung: Krankenhäuser würden die oft hochbetagten Patienten in diesen Fällen so lange versorgen, bis es eine Anschlussversorgung gebe.

Die Krankenhausgesellschaft forderte vor allem einen Abbau der Bürokratie: »Wenn Pflegekräfte und Ärzte immer weniger Zeit für ihre Patienten haben, dann ist es kein Wunder, wenn sie weniger arbeiten oder sich ein anderes Betätigungsfeld suchen.« Zudem müssten ausländische Fachkräfte schneller anerkannt werden. »Starre Personalvorgaben und die Festlegung auf bestimmte berufliche Qualifikationen verhinderten einen modernen Personalmix.«

Ein großer Teil der Kliniken hat laut Indikator zudem finanzielle Probleme: Rund 57 Prozent der Krankenhäuser, 43 Prozent der Reha-Kliniken und fast jede dritte Pflegeeinrichtungen (30 Prozent) gehen derzeit davon aus, dass sie im laufenden Jahr rote Zahlen schreiben.

Für den Indikator fragt die BWG ihre Mitglieder alle sechs Monate nach der wirtschaftlichen Situation und der Arbeitsmarktentwicklung. Die BWKG ist ein Zusammenschluss von 463 Trägern mit 202 Krankenhäusern, 131 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie 632 Pflegeeinrichtungen. Die Einrichtungen beschäftigen laut Gesellschaft mehr als 190 000 Mitarbeiter.

BWKG Indikator