Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) lässt sich nach seiner Auszeit weiter coachen. »Ich habe ein Vertrauensverhältnis zu dem Coach aufgebaut und das als sinnvoll und wertvoll erlebt«, sagte Palmer der Deutschen Presse-Agentur. »Und das setze ich fort, solange ich das für sinnvoll halte.« Er arbeite weiter daran, mit Konflikten souverän umzugehen. »Und mich nicht in irgendetwas reinzureiten, was nachher für niemanden gut ist.«
Der Oberbürgermeister der 90.000-Einwohner-Stadt hatte sich am 1. Juni in eine vierwöchige Auszeit verabschiedet. Der Grund dafür war ein Eklat rund um Aussagen Palmers am Rande einer Migrationskonferenz Ende April in Frankfurt/Main.
Mit einer Protestgruppe hatte er eine Auseinandersetzung über seine Verwendung des »N-Wortes«, einer früher in Deutschland gebräuchlichen rassistischen Bezeichnung für schwarze Menschen. Die Protestierenden konfrontierten ihn mit »Nazis raus«-Rufen. Daraufhin sagte er: »Das ist nichts anderes als der Judenstern. Und zwar, weil ich ein Wort benutzt habe, an dem ihr alles andere festmacht. Wenn man ein falsches Wort sagt, ist man für euch ein Nazi.«
Nach der Eskalation war er auch bei den Grünen ausgetreten. Der Politiker hatte immer wieder mit provokativen Aussagen angeeckt. Aktuell sei er nicht auf der Suche nach einer neuen Partei, so Palmer weiter. »Ich bin nicht auf dem Markt«, betont der 51-Jährige. Nach 27 Jahren Mitgliedschaft bei den Grünen mit »Freuden und Leiden« habe er im Moment kein Bedürfnis, sich neu zu orientieren.
Palmer ist seit 2007 Oberbürgermeister in Tübingen. Mit Äußerungen etwa zur Flüchtlingspolitik sorgte er immer wieder für Kontroversen und ihm wurde Rassismus vorgeworfen.
Bundesweites Aufsehen und Anerkennung brachten aber auch sein Management während der Corona-Pandemie sowie seine kommunale Umweltpolitik.
© dpa-infocom, dpa:231003-99-421313/2