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Ostern im Angesicht des Krieges: Mahnung und Kritik

Nicht nur die Politik wird bestimmt vom russischen Angriff gegen die Ukraine. Auch die Kirchen beschäftigen die Ereignisse rund um die Schrecken des Krieges. Zu Ostern gibt es besondere Angebote für Geflüchtete - und Kritik am russischen Patriarchen.

Frank Otfried July
Landesbischof Frank Otfried July spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Sebastian Gollnow
Landesbischof Frank Otfried July spricht auf einer Pressekonferenz.
Foto: Sebastian Gollnow

Die Kirchen im Südwesten blicken mit Sorge auf den Ukraine-Krieg und betonen kurz vor Ostern, dem höchsten christlichen Fest, die Bedeutung von Hoffnung und Nächstenliebe. »Viele österliche Hoffnungen sind zertreten, zerschossen und zerbombt worden«, sagte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July in seiner Osterbotschaft am Dienstag. Der Glaube sei in diesen Tagen in vielfacher Weise angefochten.

Gleichzeitig übte der Bischof deutliche Kritik an der Haltung der Russisch-Orthodoxen Kirche und ihrem Oberhaupt, dem Patriarchen Kirill. »Wir sehen uns zurückgeworfen in eine unerlöste Welt des Nationalismus und der Verblendung, die wir bei uns in Europa überwunden glaubten«, sagte er. »Heute müssen wir erschüttert zur Kenntnis nehmen, dass eine alt-ehrwürdige Kirche, wie es die russisch-orthodoxe ist, den verbrecherischen russischen Angriffskrieg nicht zurückweist, sondern ihn noch nicht einmal benennt.«

Jesus beanspruche für sich keine andere Macht, als die Macht der Liebe, sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst. »Mit dieser Botschaft rüttelt er an den Grundfesten der Despoten, Kriegstreiber und allen, die ihre Macht missbrauchen.« Für Geflüchtete würde eine Seelsorge in ukrainischer Sprache durch die griechisch-katholische ukrainische Gemeinde in Stuttgart angeboten, sagte ein Sprecher der Diözese. In Ravensburg etwa werde es speziell für die Geflüchteten einen orthodoxen Ostergottesdienst am 23. April geben.

Die Osterbotschaft sei ganz generell eine der Hoffnung und des Lebens, sagte ein Sprecher der Erzdiözese Freiburg. Mit Blick auf die vielen vor dem Ukraine-Krieg geflüchteten Menschen liege der Fokus in diesem Jahr vor allem auf der Botschaft der Nächstenliebe: »Wir haben wahnsinnig viele Initiativen für Ukrainer, Klöster nehmen Geflüchtete auf, es wird gespendet und gesammelt«, sagte der Sprecher weiter. Unter den Geflüchteten seien viele russisch-orthodoxe Christen. »Alle sind eingeladen zu unseren Gottesdiensten«, sagte er.

Auch für die evangelische Landeskirche Baden und ihre neue Bischöfin Heike Springhart sei der Ukraine-Krieg zentrales Thema, sagte ein Kirchensprecher. In Springharts Osterpredigt am Karfreitag würden die furchtbaren Ereignisse viel Raum einnehmen und auch auf den badischen Kanzeln angesprochen werden.

Die württembergische Landeskirche stellt nach Worten ihres Sprechers seit einiger Zeit Material für Gottesdienste auf Ukrainisch bereit, damit die Gläubigen die Liturgie in eigener Sprache mitbeten können. Für Ostern habe man Segenskärtchen auf Ukrainisch vorbereitet, die man auf den Kirchenbänken auslegen könne. »Die Teilnahme von Geflüchteten an unseren Gottesdiensten ist erstaunlich hoch«, sagte der Sprecher.

Infos der württembergischen Landeskirche zur Angeboten für Ukrainer

© dpa-infocom, dpa:220412-99-891622/4