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Oettinger: Ministerpräsident wird in Anfragen »aufgefressen«

Der ehemalige Ministerpräsident Günther Oettinger kritisiert heutzutage zu hohe Ansprüche an das Amt des Regierungschefs im Land. »Als ich jung war im Gemeinderat, waren wir froh, wenn ein Ministerialrat kam, um mit uns einen Sachverhalt zu diskutieren und das Land zu vertreten, ein leibhaftiger Ministerialrat«, sagte Oettinger, der am Sonntag 70 Jahre alt wird, dem »Staatsanzeiger«. »Heute wollen alle den Ministerpräsidenten sehen. Und deshalb wird der in Anfragen aufgefressen.« Die Ansprüche seien gewaltig.

Günther Oettinger
Günther H. Oettinger (CDU), Ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Foto: Bernd von Jutrczenka/DPA
Günther H. Oettinger (CDU), Ehemaliger Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg.
Foto: Bernd von Jutrczenka/DPA

Oettinger war von 2005 bis 2010 Ministerpräsident Baden-Württembergs, zuvor war er CDU-Fraktionschef im Landtag. »Winfried Kretschmann hat mich in seiner Oppositionszeit mal angegriffen: Ich ginge ja auf jedes Heckeberlesfeschd. Und was macht er heute? Genau dasselbe«, sagte Oettinger. Es müsse mehr Respekt vor dem Terminkalender eines Regierungschefs oder eines Ministers geben. Die Zeiten hätten sich geändert, der Tag habe aber weiterhin nur 24 Stunden. »Deshalb ist die Gefahr groß, dass zu wenig übrig bleibt, um nachzudenken, zu analysieren oder für Rückfragen in die Häuser, in denen so viele Fachleute mit Sachverstand sitzen.«

© dpa-infocom, dpa:231013-99-549052/3