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Nur noch fleischlos? Freiburg streitet um Schulessen

Die Stadt Freiburg plant für Kitas und Grundschulen ein Einheitsmenü, das vegetarisch sein soll. Außerdem soll das Schulessen teurer werden. In der südbadischen Metropole goutieren das nicht alle.

Schule
Stühle stehen in einem Klassenzimmer auf den Tischen. Foto: Sebastian Kahnert
Stühle stehen in einem Klassenzimmer auf den Tischen.
Foto: Sebastian Kahnert

In Freiburg sollen Kinder in städtischen Kitas und Grundschulen vom kommenden Schuljahr an nur noch vegetarisches Essen bekommen. Über eine entsprechende Regelung wollte der Freiburger Gemeinderat am Dienstag (16.00 Uhr) beraten. Zudem sollen die Preise für Schulessen vom Schuljahr 2023/24 an schrittweise erhöht werden. Der Vorschlag erntete heftige Kritik, unter anderem von Elternbeiräten.

An Freiburger Schulen werden jährlich mehr als 500.000 Mittagessen in den Mensen ausgegeben. Mit der Reduzierung auf nur noch eine Menü-Linie solle der Verwaltungsaufwand sinken, wie es in einer Vorlage für das Treffen heißt. Bisher gibt es zwei Essensvarianten, wobei auch Fleisch und Fisch auf die Teller kommen.

»Da die Schnittmenge verschiedener Ernährungsgewohnheiten ein vegetarisches Angebot ist, soll zukünftig die Menü-Linie vegetarisch sein«, heißt es nun. Auf längere Sicht sei es möglich, die Regelung auch auf weiterführende Schulen anzuwenden. Der Anteil von Bio-Produkten bei der Schul- und Kita-Verpflegung soll auf 30 Prozent steigen - bisher sind es 20 Prozent.

Im Stadtparlament gab es bereits vorab Widerspruch. Stadtrat Franco Orlando von der Fraktion der FDP und BFF (Bürger für Freiburg; 4 von 48 Sitzen) erklärte beispielsweise, der Stadtspitze unter dem parteilosen Oberbürgermeister Martin Horn sei »Fleischkonsum ein Dorn im Auge«. Ergänzend hieß es, es sei nicht sicher, dass der Vorschlag direkt wie geplant angenommen werde. Größte Fraktion im Freiburger Gemeinderat sind die Grünen (13 Sitze), gefolgt von SPD und den Linksalternativen »Eine Stadt für alle« (jeweils 7 von 48 Sitzen).

Auch der Landeselternbeirat Baden-Württemberg formulierte deutliche Einwände. Eltern müssten bereits für die Beförderung der Kinder zur Schule zahlen, sagte der Vorsitzende Michael Mittelstaedt der Deutschen Presse-Agentur. Neue Kosten für Eltern sollte es nicht geben. »Mit welcher Rechtfertigung soll denn vegetarisches Essen mehr kosten als fleischhaltiges Essen? Bio-Siegel? Lachhaft«, sagte Mittelstaedt. Es sei eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, Essgewohnheiten zu ändern. »Damit wären Subventionen hier mehr als angebracht.«

Der Vizevorsitzende des Freiburger Gesamtelternbeirats, Sebastian Kölsch, kritisierte, der Elternbeitrag für ein Schul-Mittagessen von derzeit von 3,90 Euro solle bis September übernächsten Jahres auf 4,80 Euro steigen. »Freiburg liegt mit seinen Preisen bei Großstädten im Südwesten nach unseren Recherchen schon jetzt an der Spitze«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Kölsch bemängelte zudem, dass es künftig keine Wahlmöglichkeit mehr für die Kinder geben solle. Der Gesamtelternbeirat könne sich ein Streichen des Fleischs vorstellen - etwa durch zwei vegetarische Gerichte. »Die Wahl zwischen Gemüselasagne und Dampfnudeln ist auch eine Auswahl«, sagte er. Auch eine optionale Fleischbeilage zum vegetarischen Gericht sei denkbar, zum Beispiel einmal wöchentlich.

Es sei zu befürchten, dass künftig weniger Kinder am Schulessen teilnehmen werden, sagte Kölsch. Es sei auch sehr wichtig, wie an den Schulen gegessen werde. »Erstklässler müssen auf Erwachsenenstühlen essen - das sind die eigentlichen Probleme.«

In Karlsruhe, einer anderen badischen Großstadt, gibt es keine vergleichbaren Pläne. Das Angebot eines zweiten Menüs sei wichtig, um auf die persönlichen Vorlieben der Essensteilnehmer einzugehen und damit die Akzeptanz zu erhöhen", teilte eine Sprecherin der Stadt mit.

In den Kantinen der Freiburger Stadtverwaltung geht es bereits »fleischsensibel« und regional zu, wie die Stadt in einer Broschüre zur Nachhaltigkeitspolitik der südbadischen Kommune berichtete.

Amtsblatt, 14.10.

Tagesordnung Gemeinderatssitzung 18.10.

Seite Landeselternbeirat

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