STUTTGART. Feuerwehrautos sind rot. Das weiß jedes Kind. Wirklich? Bei genauerer Betrachtung kann man sich da nicht mehr so ganz sicher sein. Denn in Stuttgart sind seit einiger Zeit Fahrzeuge in unterschiedlicher Optik unterwegs. Und das hat einen teils erbitterten Streit innerhalb der Retter ausgelöst und für erhebliche Verwerfungen gesorgt.
Für die Feuerwehr kommen innerhalb der gültigen Farbpalette mehrere Rot-Töne infrage. Letztlich entscheidet jede Feuerwehr selbst darüber, welchen davon sie auswählt. In der Praxis sind die Unterschiede relativ groß.
In der Landeshauptstadt verwendet die Feuerwehr seit rund einem halben Jahrhundert vorwiegend Leuchtrot für ihre erstausrückende Einsatzfahrzeuge. Sprich: eine Beklebung – früher Lackierung – in einem hellen, leuchtenden Rot, dazu weiße Elemente. Doch vor einiger Zeit tauchte plötzlich bei Neubestellungen etwas ganz anderes auf. Der Rot-Ton ist deutlich dunkler, dazu gepaart mit vielen schwarzen Elementen und aufgehellt durch einige leuchtgelbe Streifen.
Schlechtere Sichtbarkeit?
Viele Feuerwehrmänner und -frauen sind irritiert. Die Fahrzeuge im neuen Design, von denen immer mehr geliefert werden, sind offenbar von der Technikabteilung so bestellt worden – ohne vorherige Diskussion oder Beschluss. Der Ärger ist groß. Viele Einsatzkräfte bemängeln eine schlechtere Sichtbarkeit der neuen Autos gerade in der Dämmerung und damit eine Gefährdung von Passanten und Rettern. Auch der Personalrat ist überrascht, die Fachgruppe Feuerwehr in der Gewerkschaft Verdi schreibt einen scharfen Brief an die Branddirektion. Die Entwicklung sorge »für Demotivation und großen Frust«. Auch Gemeinderatsfraktionen zeigen sich irritiert. Schließlich wird eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Darin vertreten: die Feuerwehr, die Kommunikationsabteilung der Stadt und die externe Agentur Design 112. Schnell wird klar: Die gesamte Feuerwehr soll einen neuen Markenauftritt bekommen, um künftig ein eindeutiges Bild nach außen abzugeben.
Dieser Prozess ist jetzt abgeschlossen. »Wir führen eine neue Designlinie ein«, sagt Daniel Anand, der Feuerwehrsprecher. Es handle sich um eine neue »Wort-Bild-Marke« der Feuerwehr, so der Feuerwehrchef Georg Belge. Man sei in einem sehr konstruktiven Austausch gewesen, die Gespräche seien sehr gut verlaufen. Insbesondere neue Einsatzfahrzeuge sollen künftig in dem neuen Design auf Stuttgarts Straßen im Einsatz sein. »Hierbei waren zahlreiche rechtliche Vorschriften zur Gestaltung von Feuerwehrfahrzeugen zu beachten. Bei den Einsatzfahrzeugen stand die Sichtbarkeit als Sicherheitsaspekt an erster Stelle«, sagt Anand.
Nach Informationen unserer Zeitung hat sich ein Farbton durchgesetzt, bei dem es sich um den in Stuttgart traditionell vorwiegend verwendeten handelt. Einsatzfahrzeuge sollen demnach zukünftig im Farbton Tagesleuchtrot beklebt sein. Dazu kommen zahlreiche reflektierende Elemente. Auch ein neues Logo ist geplant. Es handle sich um ein Symbol, das die Verbundenheit mit der Stadt betone, heißt es bei der Feuerwehr.
Spektakel auf dem Marktplatz
Nach all dem Aufwand und den jahrelangen Diskussionen – allein die Arbeitsgruppe tagt bereits seit Mitte 2023 – soll die neue Optik der Stuttgarter Feuerwehr in einem großen öffentlichen Auftritt vorgestellt werden. Das große Spektakel steigt am 15. Mai auf dem Marktplatz. Gegen 13.30 Uhr soll die Vorführung mit einem ganz besonderen Auftritt beginnen. Dabei wollen sich die Einsatzkräfte in ihrem neuen Design präsentieren. Zuschauer sind herzlich eingeladen. Leuchtrot soll auch künftig die Grundlage für Einsatzfahrzeuge bilden.
Trotz der Entscheidung werden in Stuttgart auf absehbare Zeit weiter Feuerwehrautos in unterschiedlicher Optik zu sehen sein. Denn die Umstellung wird nicht auf einmal für die gesamte Fahrzeugflotte erfolgen. »Das neue Design wird zukünftig bei allen neu ausgelieferten Einsatzfahrzeugen zu sehen sein. Bei Bestandsfahrzeugen wird im Rahmen notwendiger Reparaturen auf das neue Design umgestellt«, so Anand. Aus Kostengründen werde jedoch »darauf verzichtet, alle Bestandsfahrzeuge mit dem neuen Design umzugestalten«. (GEA)